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Bis hier hin und nicht weiter – Grenzen erkennen, formulieren und umsetzen

Eigentlich klingt es doch so einfach, aber dennoch tun wir uns schwer damit, uns in den richtigen Momenten effektiv abzugrenzen. So werden uns immer wieder irgendwelche Themen aufgedrückt, mit denen wir ursprünglich gar nichts zu tun haben wollten. Eine kleine Auslegeordnung wird dir helfen, die verschiedenen Themenbereiche zu erkennen und in den verschiedenen Situationen entsprechend zu reagieren. Grob kannst du Grenzen in sechs Kategorien einteilen:

  • Zeitliche Grenzen: Wie viel Zeit willst du mit einer Person, einer Sache oder einer Aufgabe bei der Arbeit verbringen? 

  • Körperliche Grenzen: Wie viel körperliche Nähe und Distanz willst du von welcher Person erhalten? Was stimmt für dich und was ist too much?

  • Gesprächsgrenzen: Wie offen bist du, ein bestimmtes Thema kontrovers zu diskutieren? Und bei welchen Themen hast du eine Zero Tolerance

  • Beziehungsgrenzen: Wie formulierst und platzierst du deine aktuellen Bedürfnisse bei deinen guten FreundInnen und deiner Familie? 

  • Persönliche Grenzen: Wo sind deine persönlichen Grenzen? Wie viel Energie und Raum möchtest du einem Thema widmen? 

  • Inhaltliche Grenzen: Welche Dinge willst du auf Social Media, am TV oder durch andere Kanäle konsumieren und mit anderen teilen? Und welche nicht? 


Setze deine Grenzen, um deine Zeit und Energie an den richtigen Orten einzusetzen.

Vielleicht fällt es dir nicht in allen Bereichen gleich schwer, dich abzugrenzen. Wichtig ist, dass du dir in einem ersten Schritt über deine Schwachstellen bewusst wirst. Welches sind deine Trigger Points, bei denen du zum Beispiel ein schlechtes Gewissen kriegst und nur darum 'Ja' sagst? Stellen FreundInnen Erwartungen an dich, die du nicht erfüllen willst? Fühlst du dich schlecht, wenn du zu etwas 'Nein' sagst? Und lässt du dich darum für ein 'Ja' überreden? Suggeriert deine Mutter, dass du was tun solltest, weil du ihr Kind bist? Nutzt dein Chef aus, dass du die verlässliche Seele bist und er einfach alles bei dir platzieren kann, ohne Rücksicht auf deine Anliegen zu nehmen?

Erst, wenn du dir über diese Trigger Points im Klaren bist, kannst du darauf aufbauen und lernen in diesen bestimmten Situationen anders zu agieren. Wie in allen Themen musst du trainieren, dich abzugrenzen. So kannst du es mit der Zeit verinnerlichen und deine Standards definieren. 

Mit folgenden Tipps kannst du lernen, dich besser abzugrenzen:

  1. Ist das Anliegend wirklich wichtig und dringend? 

    Bevor du immer gleich im Doing bist, überlege dir, ob die Themen überhaupt wichtig oder dringend sind? Die Eisenhower-Matrix hilft dir Themen grob einzuordnen und abzuschätzen, welche Aufgaben du unmittelbar oder später erledigen, welche du an andere weitergeben und wann du dich von Themen abgrenzen solltest.

  2. Ist das Anliegen wirklich dein Problem? 

    Stelle dir bei allen Themen, die an dich herangetragen werden, immer die Frage: Ist es mein Problem, dein Problem oder kein Problem? Meistens fällt die Antwort in die Kategorien dein oder kein Problem und entsprechend bist nicht du für die Lösung verantwortlich. Achte also darauf, dass du Themen von anderen nicht zu deinen machst, ansonsten bist du am Schluss viel tiefer involviert, als die eigentliche Person, die es betrifft. Du kannst andere bei der Lösungsfindung unterstützen, aber trage nicht die Verantwortung. Je klarer du dir über deine Themen bist und du dich um diese kümmerst, desto erfolgreicher setzt du deine Energien ein und kannst deine Anliegen lösen.

  3. Bist du die Chefin deiner Agenda? 

    Manage deine Agenda und lasse dich nicht von anderen steuern. Wir müssen immer und überall über alle Kanäle erreichbar sein – das denken wir jedenfalls. Du bestimmst, wie oft du dich z.B. in deine E-Mails einloggst oder zu welchen Zeiten du Termine hast. Überlege dir, an welchen Tagen du welche Themen bearbeiten möchtest und plane die Sitzungen entsprechend ein. Und nimm dir genügend Zeit für dich und deine Themen – blockiere diese entsprechend und grenze dich von den anderen Themen ab.  

  4. Hast du deine Erwartungen gut formuliert? 

    Lerne deine Erwartungen zu formulieren und diese deinen Mitmenschen mitzuteilen. Nur wenn sie wissen, was für dich wichtig ist und wo deine Grenzen sind, können sie sich entsprechend verhalten. Gehe nicht davon aus, dass dein Gegenüber die gleichen Vorstellungen hat wie du. Missverständnisse entstehen schnell und sind im Nachhinein viel mühsamer zu klären, als wenn du es von Beginn weg deklariert hast. 

  5. Interessiert dich das Thema überhaupt? 

    Täglich erhalten wir Push-Nachrichten, Newsletter oder folgen irgendwelchen Profilen auf Social Media. Wir sind also mit unendlich vielen Themen konfrontiert. Interessieren dich diese Themen überhaupt oder füllen sie nur deine Inbox? Melde dich von Newslettern ab, die du nicht liest und nur wegklickst und automatisiere deine Inbox. Entscheide, wann du welche Inhalte sehen und lesen möchtest.

  6. Wo tankst du Energie? 

    Weisst du, welche Themen dich Energie kosten und was dir Energie gibt? Schreibe dir positive und negative Erlebnisse auf. Mit der Zeit erkennst du ein Muster und weisst, was dir gut tut und was nicht. Dann kannst du gezielter Situationen ansteuern, die dich weiterbringen und dir Freude bereiten. 

Setting Boundaries ist etwas Aktives und sehr Persönliches.

Grenzen sind aber auch fliessend und unsichtbar – darum musst DU diese kenntlich machen. Das heisst, dass DU die Verantwortung trägst, deine Grenzen entsprechend zu erkennen, zu formulieren und umzusetzen.