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"Everybody loves Mary" – until I became competition 

Ich habe Konflikte schlicht und einfach gemieden – so nach dem Motto: ‘Das Leben ist schön, wenn's schön ist.’ 

Konflikte habe ich als etwas Negatives angesehen. Es hat mich nichts so stark gestresst, wie der Gedanke, dass mich jemand nicht mögen könnte. 

2018 hat es mich dann in einer Top-Management-Sitzung auf dem falschen Fuss erwischt. Gleich zu Beginn der Sitzung wurde ich unterbrochen und ich konnte meine Präsentation ab Folie 1 nicht einmal anfangen. Die Dynamik wurde stärker und auf einmal prasselte ein Shit-Storm auf mich ein. Ich war natürlich völlig gelähmt von der Situation und konnte in diesem Moment nichts mehr sagen. Mein Horror ist also eingetroffen. Ein Raum voller Top-Manager und die finden mich alle blöd. Vielleicht reisst ja jetzt der Boden auf und ich falle in einen unendlichen Spalt – das war mein grösster Wunsch, der leider nicht in Erfüllung ging. 

Honey, things get harder because you level up!

In den Tagen danach habe ich viel über diese Situation nachgedacht und mir wurde bewusst, dass ich das erste Mal in meiner Karriere an einem elementaren Thema gearbeitet habe. Ich war nicht mehr das charmante Mädchen, das gut gelaunt durch die Gänge zog, an einfachen, soften Themen arbeitete und es mit allen gut hatte. NEIN, ich war auf einmal verantwortlich für ein hard-core-business-relevantes Thema und bin anderen in den Garten getreten. Und das massiv. Mein Vorschlag hat ihnen Angst gemacht, weil er grosse Veränderungen mit sich gebracht hatte. Sie haben sich gewehrt, weil ich als Gefahr wahrgenommen wurde. HA! 

Und auf einmal wurde mir bewusst, dass ich nur so wirklich was bewegen kann. ICH bin verantwortlich für dieses Thema und diese Verantwortung muss ICH tragen. Und für dieses Thema muss ICH mich einsetzen – denn sonst tut es keine:r. 

Und nur wenn ich wirklich anecke, verändere ich auch wirklich etwas. Wenn es also keine Reibungen und Konflikte gibt, dann bin ich nicht bedeutsam. Und auf einmal habe ich festgestellt, dass das Leben auf dem Ponyhof mich definitiv nicht weiterbringen wird und ich mich schnellstmöglich vom Ponyhof verabschieden musste. 

Ich bin nicht mehr everybody's darling, sondern spiele nun auf anderen Levels mit. 

Solche Erfahrungen haben sich dann in meiner Karriere immer wieder wiederholt. Der Unterschied war aber, dass ich mich von Mal zu Mal viel besser zu recht fand, nicht mehr gelähmt war und ich auch über einige Punkte immer wieder lachen konnte. Zum Beispiel wurde ich neulich anonym angeschrieben, dass meine Haarfarbe nicht natürlich aussieht und dies bestimmt nicht mit nachhaltigen Färbungsmitteln gemacht wurde und ich somit kaum eine glaubwürdige Leiterin Nachhaltigkeit sein könnte. Ok hater, time to move on! 

Ich habe gelernt, mit den schwierigen Situationen umzugehen und so hat sich mein Standing im Arbeitsumfeld verbessert. Ich werde viel stärker wahrgenommen und schlussendlich für meinen Mut belohnt. Und die Menschen (natürlich nicht alle), aber einige mögen mich immer noch – meine grösste Angst, dass ich auf Grund von Konflikten, es auf persönlicher Ebene mit den Menschen nicht mehr gut haben könnte, hat sich also nicht bestätigt. 

Im Gegenteil: seit ich viel direkter, offener, auch mal schneller Feedback gebe anstatt abzuwarten bis es zu einem grösseren Problem wird, hat sich mein Leben vereinfacht. Ich erkenne viel schneller, was wirklich wichtige Themen sind und wie ich meine Zeit und Energie investieren will. Ich manage meine Ressourcen und lass mich nicht mehr von anderen durch emotionalen Druck leiten. So kann ich viel effizienter und effektiver meinen Job erledigen. Diese Ausgeglichenheit gibt mir Kraft und hat mein Selbstvertrauen enorm gestärkt. 

Eines, was mir in dieser Entwicklungs-Phase am schwersten gefallen ist, ist, dass ich mich oft sehr alleine gefühlt habe. Ich war mir nicht sicher, ob meine Herausforderungen überhaupt verstanden werden und mit wem ich darüber reden kann. Ich habe gemerkt, dass es einzelne Verschiebungen von Freundschaften gab – je nachdem, wer gerade in welcher Phase steckte. Also musste ich mich ein bisschen neu orientieren und schauen, wer von meinen Freundinnen auch Bock auf Karriere hatte und ich mich über diese Themen austauschen konnte. Danke an alle meine #workbesties und #bossbabes ! 

Zudem wurde mir auch bewusster, dass ich gar nicht immer mit Freund:innen über diese Themen sprechen musste, sondern dass mir ein:e Mentor:in teilweise besser getan hat. Die neutralen Sichten und die vielen Erfahrungen haben mich weitergebracht und inspiriert.

Respect your haters – they are the ones who think you are better than them. 

Rückwirkend bin ich um diese ausschlaggebende Erfahrung im 2018 enorm froh. Dank dieser heftigen Kritik musste ich mich so stark mit mir selber auseinandersetzen. Meine Kritiker:innen haben also einen grossen Anteil daran, dass ich mich so stark entwickeln konnte. Well, I guess: thank you! 

P.S: 2.5 Jahre nach dieser heftiger Ablehnung vom Top-Management wurde der Vorschlag umgesetzt. Ein paar kleine Anpassungen gab es noch, aber in sum war ich einfach ein bisschen zu früh😉 – Meine Liebe, glaube an deine Ideen, gebe nicht zu schnell auf und merke dir unbedingt: Avant-Garde was never easy!