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Frauen in Tech: Von der Mediamatikerin zur IT-Pionierin – mit Verena Röösli

In unserem neuesten Blogpost sprechen wir mit Verena Röösli, einer erfahrenen IT-Expertin und Führungskraft, die seit 17 Jahren in der Branche tätig ist. Verena teilt ihre inspirierende Reise vom Start als Mediamatikerin bis hin zur Selbstständigkeit. 

Erfahre, wie sie ihren Weg gemeistert hat und welche Ratschläge sie für aufstrebende Karrierefrauen (in der IT) hat. 

Wie hat sich deine Karriere in der IT entwickelt, und welche Schlüsselmomente haben dich vorangebracht?

Schlüsselmomente oder Skills sind definitiv das kontinuierliche Dranbleiben und die Leidenschaft für das Thema. Ich interessiere mich für IT in jedem Bereich meines Lebens und bin dankbar für alle Menschen, die mich gefördert haben. 

Ein Schlüsselmoment war auch die Möglichkeit, während einer Ferienabwesenheit eines Kollegen die Leitung des Bereichs Service und Support zu übernehmen. Meinem damaligen Chef hat die Art und Weise, wie ich das umgesetzt habe, gefallen. Und so durfte ich später den Job übernehmen. Dabei habe ich den Service und Support mehrerer Kunden in der Medienbranche organisiert und für die Erledigung der Arbeiten intern oder durch externe Partner gesorgt sowie auch selbst Arbeiten erledigt. Das hat einem meiner Kunden so gut gefallen, dass er mich für den Zusammenschluss mehrerer Firmen engagierte, um das neue IT-Team aufzubauen und zu organisieren sowie die neue IT-Umgebung zu übernehmen und mich dort einzuarbeiten. Das Team bestand aus 10 Mitarbeiter:innen inkl. Lernenden.

Kannst du uns von einem inspirierenden Moment in deiner Karriere erzählen, der dich besonders stolz gemacht hat?

Besonders stolz hat mich das Feedback meines damaligen Teams gemacht. Ich habe ihre Bedürfnisse verstanden und mich um die besten Bedingungen bemüht. Ich bin der festen Überzeugung, dass Menschen in einer wohlwollenden Umgebung, in der sie sich entfalten können und sich wohlfühlen, am besten arbeiten. Ich sah meine Aufgabe vor allem darin, ihnen den Rücken freizuhalten und jederzeit (während der Arbeitszeit) für sie da zu sein. 

Wie gehst du mit Herausforderungen im Beruf um, insbesondere in männlich dominierten Branchen wie der IT?

Ich versuche, nicht den Kopf zu verlieren und eine äussere, sachliche Sicht einzunehmen. Mir spielt das Geschlecht keine Rolle. Ich denke, mit dieser Ausstrahlung erhalte ich auch von meinem Gegenüber Akzeptanz und werde ernst genommen. Etwas Weiteres, wobei ich immer wieder staune ist, dass Menschen schnell von meiner Fachkompetenz überzeugt sind. Somit würde ich sagen, fachliche Kompetenz ist das A und O und spricht für sich.

Wie gehst du mit Selbstzweifeln oder Impostor-Syndrom um, die in technischen Berufen häufig auftreten können?

Ich versuche, Abstand zu den Gedanken zu gewinnen und mich zu fragen, ob die Selbstzweifel, die ich habe, tatsächlich stimmen. Auch finde ich es hilfreich, andere Meinungen einzuholen. Natürlich von Menschen, die das auch beurteilen können. Idealerweise sind es Menschen, die mehr Erfahrungen darin haben als ich. Sie können einen beruhigen, dass dieser Lernprozess normal ist und es meistens “nur” etwas Geduld braucht.

Wie gehst du mit Druck und den Erwartungen im beruflichen Umfeld um, besonders in Führungspositionen?

Am besten mit Humor und dem Wissen, dass Vieles öfter heisser gekocht als gegessen wird. Auch versuche ich zu vermeiden, Geschichten in Menschen rein zu interpretieren, die wenig mit den wirklichen Fakten zu tun haben. Ich versuche die Ursachen zu verstehen und dafür versetze ich mich in das Gegenüber, welches den Druck und die Erwartungen an mich stellt.

Welche Rolle spielen Mentor:innen und Netzwerke für deine berufliche Entwicklung, und wie würdest du Frauen ermutigen, solche Beziehungen aufzubauen?

Der Austausch war für mich in den letzten Jahren sehr wichtig, um einordnen zu können, wo ich in meiner geschäftlichen Entwicklung stehe. Mentorinnen hatte ich ehrlicherweise keine. Es waren ausschliesslich Männer, die mich bis anhin gefördert haben. Das Netzwerken habe ich neu entdeckt, um an Aufträge zu kommen und mich mit Gleichgesinnten austauschen zu können. Ich schätze es, so lange es etwas bringt. 

So bin ich z.B. im GRIDlucerne Mitglied, ein Digitalisierungs- und ICT-Netzwerk in der Zentralschweiz und helfe aktiv in der Abteilung “get&set – Women in Tech” mit, bei dem wir Frauen in verschiedenen Karrierestufen unterstützen, um dem Fachkräftebedarf begegnen zu können. Für mich ist weniger mehr und ich engagiere mich aktiv beim GRIDlucerne, das reicht dann aber auch. Umso mehr entspricht es mir, dass ich Geschäftliches und den Bedarf nach sozialen Kontakten auf einmal decken kann.

Welche Ratschläge würdest du Frauen geben, die eine Karriere in der IT anstreben?

Sich von den ersten Hürden nicht unterkriegen zu lassen und sich mit Frauen zu verbinden, von deren Erfahrungen sie profitieren können. Sich mit IT auszukennen, hilft einem auch im Privatleben und die Bandbreite an Jobs ist riesig. Ich bin überzeugt, da ist für jede etwas dabei.

Welche Schlüsselkompetenzen sind deiner Meinung nach für Frauen in der IT besonders wichtig?

Fachliche Kompetenzen und vor allem das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Kindliche Neugier und Interesse an der IT sowie der kontinuierliche Wille, Neues zu lernen.

Welche Möglichkeiten siehst du für Frauen, ihre technischen Fähigkeiten kontinuierlich weiterzuentwickeln?

Etwas zu finden, was ihnen Spass macht und dann Zeit darin zu investieren. Das, was sie interessiert oder ihr im Alltag von Nutzen ist, zu hinterfragen und versuchen herauszufinden, wie es funktioniert. Zum Starten bietet sich sicher eine klassische Aus- oder Weiterbildung an, anschliessend gibt es unzählige Onlineangebote bei denen für jede etwas dabei ist. Cool ist es, wenn man Projekte umsetzen kann, von denen man privat einen Nutzen hat. Dazu gibt es auch Projektideen online, wodurch wertvolle Erfahrungen gesammelt werden können.

Wie können sich Frauen mit dir in Verbindung setzen?

Am besten per E-Mail unter vr@roit.ch.

Über Verena

Verena arbeitet seit 17 Jahren in der IT. Sie hat mit der Lehre zur Mediamatikerin begonnen und sich anschliessend zur Informatiktechnikerin HF und BSc Computer Science weitergebildet. Alle Weiterbildungen waren Teilzeit, was ihr das Sammeln wichtiger Berufserfahrung ermöglichte. Sie war schon in unterschiedlichen Funktionen tätig. Am spannendsten findet sie die Softwareentwicklung mit Fokus Web und das Vertiefen in ihr noch unbekannte IT-Themen. Auch durfte sie zwei Jahre lang ein IT-Team aus Entwickler:innen und IT-Services-Mitarbeiter:innen aufbauen und leiten. 

Sie ist seit 2019 selbständig und aktuell im Projektgeschäft tätig in der Webentwicklung/Schnittstellenentwicklung, dem Controlling/der Projektleitung und in der Optimierung oder Einführung von digitalen Prozessen rund um Software.