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Über emotionale Intelligenz, was eine gute Führungskraft ausmacht und No-Gos in der Führung von Mitarbeitenden 

Emotionale Intelligenz (EI) und ‘Emotional Quotient’ (EQ) – beide Begriffe sind weit verbreitet und werden oft mit guter Führung in Verbindung gebracht. Sie beziehen sich auf die Fähigkeit, Emotionen zu erkennen, zu verstehen und zu regulieren. 

In der Praxis werden diese Begriffe oft synonym verwendet, aber einige Expert:innen argumentieren, dass sich EI auf die kognitiven und emotionalen Fähigkeiten bezieht, die erforderlich sind, um Emotionen zu erkennen und zu verstehen, während EQ sich auf die Anwendung dieser Fähigkeiten im täglichen Leben und im Umgang mit anderen bezieht.

Aber welche emotionalen Fähigkeiten beherrschen emotional intelligente Menschen? Und wieso sind diese Fähigkeiten so wichtig – speziell dann, wenn wir eine Führungsposition innehaben? Das und mehr erfährst du von EQ-Expertin Claudia Räber. Claudia ist Founder, EQ-Expertin & Coach von und bei Claudia Räber Management. Sie arbeitet zudem für die Polizei. Im Interview erzählt sie dir, wieso EI so wichtig ist, wie du dich als gute Führungskraft verhalten solltest und wie du Menschen um dich herum lesen kannst. Sie gibt dir zudem konkrete Tipps zu Dos and Dont’s rund um deine EI-Kompetenzen.

Warum ist emotionale Intelligenz (EI) in der Führung so wichtig? Und wird immer wichtiger?

Bei der emotionalen Intelligenz geht es um die Soft Skills. Um die ‘weichen Fähigkeiten’ einer Führungsperson, also sozusagen um ihre Persönlichkeit. Das bedeutet, wie sozial und emotional kompetent sie mit ihren Mitarbeiter:innen umgeht. Moderne Führungskräfte haben ebenso viel EQ (emotionale Intelligenz) wie IQ – wenn nicht sogar noch mehr EQ. Das bedeutet, dass die sozialen und emotionalen Kompetenzen mehr Einfluss haben und mehr gefragt sind als die Hard Skills, also bspw. das Fachwissen. Wenn Mitarbeiter:innen von einem ‘guten Chef / guter Chefin’ reden, dann meinen sie damit meistens die sozialen Kompetenzen. Menschen wollen von Menschen geführt werden, gerade in der heutigen Welt der künstlichen Intelligenz, wo Maschinen vorgeben, was zu tun ist. Der Mensch ist und bleibt der wichtigste Faktor.  

Wie verhalten sich gute Führungskräfte?
Gute Führungskräfte kennen ihre Mitarbeiter:innen – inkl. ihre Stärken und Schwächen – und unterstützen sie individuell. Sie zeichnen sich aus durch menschliche Führung, mit Wertschätzung und Empathie. Sie begegnen ihren Mitarbeiter:innen auf Augenhöhe, fördern sie und zeigen echtes Interesse an ihnen. Gute Führungskräfte besitzen eine Entscheidungsbereitschaft sowie ein Verantwortungsbewusstsein. Sie stehen zu ihren Entscheidungen und begründen sie. Gute Führungskräfte dürfen ihren Mitarbeiter:innen bspw. sagen, dass sie mit ihrer Sichtweise nicht einverstanden sind. Und sie tun es aus einem Gefühl der Gelassenheit und Kontrolle heraus und nicht von ihren Emotionen getrieben.

Welche 3 absoluten No-Gos in der Führung von Mitarbeiter:innen siehst du?

  1. Die Aussage: "Tue jeden Mitarbeitenden gleich behandeln". Führungskräfte, die sagen, dass sie alle Mitarbeiter:innen gleich behandeln, machen sich's einfach. Die Individualität wird hier untergraben und ausser Acht gelassen. Richtigerweise sollte es heissen: Tue jeden Mitarbeitenden als Mensch behandeln – und das ist nicht immer gleich!

  2. Befehl und Gehorsam sind out. Hierarchische Machtspiele gehören der Vergangenheit an – ebenso wie Einschüchterung oder Mitarbeiter:innen ‘klein zu halten’. Auch die früher verbreitete Haltung von Führungskräften: ‘Wissen ist Macht' zählt nicht mehr und ist eine veraltete und eingeschränkte Sichtweise. Denn gute Führung ist keine Frage der Positionierung/Stellung, sondern der Persönlichkeit und deren Haltung und Einstellung.

  3. Der Führungs-Egoismus ist abgelebt. Führungspersonen, die ihren eigenen Egoismus über die Abteilung oder das Unternehmen stellen, sind nicht zeitgemäss und entsprechen nicht mehr der heutigen Führungsphilosophie. Es braucht Führungspersönlichkeiten, die ihren persönlichen Egoismus umlenken und sich auf das Team oder höhere Ziele des Unternehmens konzentrieren. Ihr Ehrgeiz soll dem Unternehmen gelten und nicht ihnen selbst.

Du arbeitest auch bei der Polizei – welche Tipps hast du, um Menschen besser zu lesen?
Das Wichtigste ist, wirkliches Interesse an den Menschen, bzw. am Gegenüber zu haben. Um Menschen besser zu verstehen, besser zu lesen und besser einschätzen zu können, ist Präsenz und Aufmerksamkeit gefragt. Sich auf das Gegenüber einlassen, aufrichtig zuhören und dabei den Fokus beim Gegenüber behalten. Das menschliche Gespür bzw. der Gefahrenradar (so nenne ich meinen Aufmerksamkeits-Sensor) entwickelt sich mit der Erfahrung. So erkenne ich bspw. Absichten im Voraus.

Wie können wir ausdrücken, was wir nicht fühlen?
Emotional intelligent zu sein bedeutet auch, echt zu sein. Auch Führungskräfte sind Menschen mit guten und mit weniger guten Tagen. Sie dürfen ihren Mitarbeiter:innen sagen, wie sie sich fühlen. Dabei sind jedoch das Taktgefühl und die Selbstbeherrschung, also die Emotionskontrolle, sehr wichtig. Seine Emotionen kontrollieren zu können, muss aktiv geübt werden und ist ein Prozess. Höre in dich rein und frage dich, was der Auslöser für negative Gefühle ist. Wenn wir uns im Aussen anders verhalten als es in uns im Innern aussieht, sprechen wir von emotionaler Dissonanz. Auf Dauer kann diese emotionale Dissonanz Depressionen oder Burnouts hervorrufen.

Wie kann man seinen Zielen näher kommen, wenn Gefühle von Frustration und Wut die Verfolgung dieser Ziele dominieren?
Wenn Frustration und Wut die Gefühle stetig dominieren, dann könnte es daran liegen, dass es nicht die richtigen Ziele sind. Da gilt es reinzuhören und die Ziele zu überdenken bzw. den Kompass neu auszurichten. Es gehört aber auch zum Prozess der Zielerreichung, dass Widerstände auftreten. Vor allem dann, wenn man seine Komfortzone verlässt und neue Wege gehen will. Unser Gehirn – insbesondere das limbische System, in welchem unsere Emotionen platziert sind – reagiert auf diese ‘Unannehmlichkeiten’ und möchte gerne wieder die gewohnten alten Wege gehen. Hier gilt es, dran zu bleiben und durch diese Gefühle hindurchzugehen.

Welche 3 konkreten Tipps hast du, um an seinen eigenen EI-Kompetenzen zu arbeiten?

  1. Lerne zuerst dich selbst genauer kennen. Habe Interesse an Dir selbst und an deiner persönlichen Weiterentwicklung. Was sind deine Stärken und Schwächen? Wie gut hast du deine Emotionen im Griff? Beobachte dich in Situationen. Finde heraus, warum du so reagierst, wie du reagierst.

  2. Schärfe Deine Wahrnehmung von anderen Personen. Wie gut kannst du Emotionen von deinem Gegenüber ablesen? Wie offen bist du anderen Meinungen und Erfahrungen gegenüber? Beobachte dich im Umgang mit Anderen.

  3. Entwickle und schärfe deine Sozialkompetenz und hege echtes Interesse an anderen Menschen. Sehe sie nicht als Konkurrenz, sondern wie Du Anderen helfen kannst, ihr Bestes zu leisten. Es wird auch dich stärken.

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