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Über Karriere, Selbständigkeit und internationale Erfahrungen mit Sophie Bayley

Wir haben uns zum Interview mit Sophie Bayley, die Gründerin von Lemony, getroffen.

Nachdem sie einen traditionellen beruflichen Weg als Beraterin verfolgt und über sieben Jahre lang Unternehmen auf ihrem Innovationsweg unterstützt hat, verfolgt sie nun ihre eigenen Träume auf ihre eigene Art und Weise. Im Interview sprechen wir mit ihr über ihren Karriereweg von der Beratung bis hin zur Gründerin, über ihre internationale Berufserfahrung in Italien, wieso du nicht unbedingt selbstständig sein musst, um dein unternehmerisches Denken einzusetzen und vieles mehr.

Drei Dinge, die du von diesem Blog lernst:

  1. Einfluss von Bildung und Netzwerk: Erfahre, wie renommierte Institutionen und starke Netzwerke, wie bspw. die Universität St.Gallen, deine beruflichen Perspektiven formen können.

  2. Selbständigkeit und persönliches Wachstum: Entdecke wichtige Lektionen aus dem Bereich Selbständigkeit und wie sich diese auf dein persönliches Wachstum und deine berufliche Entwicklung auswirken.

  3. Internationale Erfahrungen und Anpassungsfähigkeit: Gewinne einen Einblick, wie internationale Erfahrungen deine berufliche Perspektive verändern können und wie Anpassungsfähigkeit und Einfallsreichtum dir dabei helfen, berufliche Herausforderungen zu meistern.

Inwiefern haben die renommierte Reputation und das Netzwerk der Universität St. Gallen deine beruflichen Perspektiven beeinflusst?
Es gibt die bekannte Aussage, dass wir der Durchschnitt der fünf Menschen sind, mit denen wir am meisten Zeit verbringen. Die Universität St.Gallen zieht durch ihre Reputation tendenziell ambitionierte Leute an, die etwas erreichen wollen. Meine Peers hatten dadurch den grössten Einfluss auf meine berufliche Perspektive, ich wurde von ihnen inspiriert und motiviert und dies bis heute. Die Gegenseite davon ist die Versuchung, sich mit unglaublich talentierten und intelligenten Personen zu vergleichen. Dabei kann man nur verlieren, denn es gibt immer intelligentere, ambitioniertere und erfolgreichere Personen. Heute kann ich gut damit umgehen, im Studium war das jedoch nicht immer einfach.

Kannst du einige wichtige Lektionen oder Learnings teilen, die du während deiner Zeit im Consulting-Bereich gewonnen hast und die sich als besonders wertvoll erwiesen haben?

Wie so viele bin ich in die Beratung, weil ich nicht genau wusste, was ich sonst machen möchte und ich mir dort eine steile Lernkurve erhofft habe. Obwohl nicht all meine Erwartungen erfüllt wurden, war es für mich persönlich der richtige Schritt und ich durfte unglaublich viel lernen: 

  1. Get the basics right: Consulting ist fast wie eine Weiterführung der Uni. Man lernt die Basics – von Ideen strukturieren, über schnelles Einarbeiten in neue Themen und natürlich das Erstellen guter Slides. Diese Basics haben mir in meiner Selbständigkeit ungemein geholfen. 

  2. Say no: Ähnlich wie die Universität St.Gallen zieht auch die Beratung tendenziell ambitionierte Personen an. Da ist die Versuchung gross, zusätzliche Aufgaben ohne Widerspruch anzunehmen – und dies führt dann nicht selten zu einer Überarbeitung. Wir können nicht erwarten, dass andere unsere Grenzen kennen und sie vorausschauend für uns setzen. Wir müssen sie selbst setzen. Gegen meine anfänglichen Erwartungen hinweg wurden genau diese Personen letztlich sehr respektiert.

  3. Rely on your peers: Die Arbeit selbst und die Arbeitszeiten sind in der Beratung nicht immer berauschend, d.h. man verbringt viel Zeit mit seinen Peers. Bis heute gehört eine ganze Gruppe meiner ehemaligen Peers zu meinem engsten Freundeskreis.

  4. Don’t forget to have fun: Berater:innen nehmen sich gerne etwas zu ernst. Die Arbeit ist jedoch nur ein Teil des Lebens und bei unserer Arbeit geht es nie um Leben und Tod. In anderen Worten, die Leichtigkeit und Spass sollte im Alltag nicht vergessen gehen.  

Wie hat dein Arbeitsaufenthalt im Ausland deine berufliche Perspektive verändert?
Obwohl ich schon vor meinem Auslandsaufenthalt teilweise selbständig war, habe ich der Integration und des sozialen Anschlusses wegen in Italien eine 80%-Stelle angenommen. Dieser Schritt war rückblickend sehr prägend. Nach nur wenigen Wochen war mir klar, dass es für mich in dieser Firma keine Zukunft geben würde. Dies war dann teilweise aus Not und teilweise aus Lust der Startschuss in meine volle Selbständigkeit und die Geburtsstunde von “Lemony”. Ich denke nicht, dass ich in Zürich den Mut für diesen Schritt gehabt hätte. Aber die tieferen Lebenserhaltungskosten haben mir neue Möglichkeiten eröffnet.

Könntest du uns von konkreten Situationen berichten, in denen du durch Anpassung und Einfallsreichtum berufliche Herausforderungen im fremden Umfeld gemeistert hast? 

Südtirol ist zweisprachig – Deutsch und Italienisch. Lemony musste also von Anfang an zweisprachig sein. Der Haken an der Sache, ich spreche kein Italienisch. Ich musste mich also auf Tools wie “Deepl” verlassen und ohne grosses Netzwerk italienisch-sprechende Trainer:innen suchen und ihnen sehr schnell vertrauen. Was ich dabei gemerkt habe: Es lohnt sich, Menschen eine Chance zu geben, denn daraus können wunderbare Partnerschaften und sogar Freundschaften entstehen. 

Welche persönlichen Learnings und bewährten Praktiken würdest du an andere weitergeben, die eine ähnliche internationale berufliche Erfahrung anstreben?

Für mich war diese Erfahrung eine der grössten Herausforderungen und gleichzeitig eine unglaubliche Lernerfahrung, die ich nicht missen möchte. Denn oft sind es gerade diese herausfordernden Zeiten im Leben, die einen wachsen lassen.

  1. Ich ging etwas naiv und voller Vorfreude in diesen Umzug rein. Womit ich nicht gerechnet habe, ist das hohe Ausmass an Unsicherheit und Selbstzweifeln, die mit diesem Sprung einhergingen. In all der freudigen Erwartung hatte ich es versäumt, mich geistig und emotional auf die Zeit nach dem Sprung vorzubereiten.

  2. Learn to love it, change it or leave it: Obwohl sich Südtirol nicht so sehr unterscheidet wie z.B. eine Auslandserfahrung in Asien, gab es doch genug Unterschiede, die mich die Schweiz vermissen liessen. Ich musste lernen, die guten und die schlechten Unterschiede zu akzeptieren, anstatt in einer permanenten Unzufriedenheit zu schwelgen. 

Hattest du schon immer den Drang, dich selbstständig zu machen?

Die Selbständigkeit hat mich Jahre vor dem effektiven Schritt schon sehr interessiert und fasziniert. In einem kleineren Rahmen entstanden erste Projekte in der Schweiz, bevor ich den vollen Sprung wagte. Für mich sind es insbesondere die steile Lernkurve, die Kreativität, Ideen zu verwirklichen, den Freiraum selbst zu entscheiden sowie eine eigene Kultur zu gestalten, die mich in die Selbständigkeit zogen. 

Könntest du einige entscheidende Unterschiede teilen und Tipps für diejenigen geben, die zwischen einer Karriere in einem Konzern und dem Unternehmertum abwägen?

Es muss nicht das eine oder andere sein. Es gibt heute viele Optionen, beides zu kombinieren – entweder nur in einer Anfangsphase oder auch langfristig. Andererseits sind auch Konzerne auf Personen mit unternehmerischem Denken angewiesen und Intrapreneurs werden immer mehr geschätzt. Schlussendlich haben beide Wege ihre Vor- und Nachteile. Wenn es einen jedoch unter den Nägeln juckt, dann muss man es einfach irgendwann probieren. 

Du erwähnst in deiner LinkedIn-Bio die VUCA-Welt – Wie hast du dich in deiner Karriere auf Veränderungen und Unsicherheiten eingestellt? 

Nach über drei Jahren ständiger Veränderung (Pandemie, Umzug ins Ausland, Teilselbstständigkeit, neuer Job, volle Selbstständigkeit und Umzug zurück in die Schweiz) bin ich immer noch überrascht, wie schwierig Veränderungen sind. Ich habe auf dem Weg jedoch ein paar Dinge gelernt, die Veränderungen zwar nicht unbedingt leichter, aber zumindest erträglicher machen:

  • Normalisiere das Unbequeme: Veränderungen sind unweigerlich mit dem Ausprobieren neuer Dinge verbunden und es ist anstrengend, etwas Neues zu tun. Unbequeme Gefühle sind normal und gehören dazu. 

  • Sei geduldig: Wie der Erfolg ist auch die Veränderung kein gerader Weg. Am Anfang wird es ein Schock sein und du wirst es vielleicht bereuen, den Schritt gewagt zu haben. Hab Geduld mit dem Prozess und sei dir bewusst, dass es besser werden wird. Eines Morgens wirst du aufwachen und feststellen, dass die unangenehmsten Gefühle vorbei sind.

  • Finde deine Höhle: Wenn sich ein Hummer häutet, wird er verletzlich und zieht sich in eine Höhle zurück, um in Sicherheit einen neuen Panzer wachsen zu lassen. Wie der Hummer sind auch wir auf dem Höhepunkt des Veränderungsprozesses verletzlich. Finde in dieser Zeit deine eigene persönliche Höhle. 

Heute sage ich mir bei jeder Veränderung, dass es schwierig und mutig ist, sich auf Veränderungen einzulassen. Ich erinnere mich daran, dass es in Ordnung ist, unbequeme Gefühle zu haben. Es wird Zeit brauchen und vielleicht sogar schwerer sein, als erwartet, aber ich werde mir die Zeit in meiner Höhle geben, um meinen neuen Panzer wachsen zu lassen. 

Wo können sich Frauen mit dir vernetzen? 

·      Linkedin: https://www.linkedin.com/in/sophie-bayley/

·      E-Mail: sophie@lemony-skills.com