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Warum ein erstes Kennenlernen kein Sales Pitch ist und wieso echtes Interesse an der Person fürs Netzwerken entscheidend ist

Irgendwie, irgendwann haben wir es geschafft, das Wort 'Networking' zu beschädigen. Viele Frauen denken immer noch, dass Networking NOT working heisst.
Wir müssen unbedingt aufhören, Networking mit Volumen und unmittelbaren Ereignissen gleich zu setzen und anfangen darüber nachzudenken, wie wir echte Beziehungen aufbauen können, die für alle Beteiligten von Vorteil sind – we love a good win-win situation!

Eine, die das bereits professionell angeht, ist Angela Jetter. Während ihrer Karriere als Musikmanagerin in London hat sie es geschafft, sich mit echtem Interesse mit berühmten Personen zu verknüpfen und ihre aufgeschlossene Art, hat es ihr erlaubt aus einer Online-Anfrage eine Freundschaft zu entwickeln.

Im Interview erzählt sie dir, warum dein erstes Kennenlernen auf keinen Fall einen Sales Pitch sein darf, wie du dir ein starkes Netzwerk aufbauen und authentisch Netzwerken kannst.

Wie baue ich mir ein starkes Netzwerk auf?

Zwei Zutaten sind wichtig – Zeit und Ausdauer. Ein gutes und nachhaltiges Netzwerk baust du nicht von heute auf morgen auf. Du musst dich wirklich für dein Gegenüber interessieren und aktiv auf fremde Menschen zugehen. Ich lese immer wieder, man soll sich nur mit potentiellen Kund:innen vernetzen. Da bin ich klar anderer Meinung. Beim Netzwerken geht es um den Menschen, denn interessante Persönlichkeiten haben oft spannende Netzwerke.

Wie gehst du auf neue Leute zu?

Mir persönlich fällt es leicht, Menschen anzusprechen. Bevor ich auf jemanden zugehe, versuche ich das Gegenüber einzuschätzen, zu spüren, ob es angebracht ist, ein Gespräch anzufangen.

Abgesehen von spezifischen Netzwerkveranstaltungen beginne ich eine Unterhaltung meist ohne zu sagen, wer ich bin und was ich mache. Ich versuche aus der Situation heraus ein Gespräch zu beginnen. Weiss ich, wen ich vor mir habe, überlege ich mir, wie ich die Person unterstützen kann, beispielsweise indem ich ihr einen Tipp gebe oder sie jemandem aus meinem Netzwerk vorstelle.

3 Konkrete Tipps, wie ich mich auf ein Treffen mit einem neuen Kontakt vorbereiten kann?

  1. Informiere dich über die Person und suche nach Gemeinsamkeiten. Das können frühere Arbeitgeber, gemeinsame Freunde oder Hobbies sein. So hast du Anknüpfpunkte, sollte das Gespräch ins Stocken geraten.

  2. Das Kennenlernen ist kein Sales Pitch. Im Gegenteil, überlege dir, was DU deinem Gegenüber 'bieten' kannst.

  3. Bleibe authentisch und dir selbst treu! Lass dich auf die Gespräche ein, mach dich als Person erlebbar. Damit meine ich, dass du menschlich bleibst und dich selbst nicht zu ernst nimmst. Es kommt vor, dass ich Menschen verwechsle oder den falschen Namen sage. Das kann zu peinlichen Situationen führen. Ich versuche jeweils das Beste aus der Situation zu machen und mit Humor aufzulockern.

Was mache ich, wenn ich mich mit einer Person verknüpfen möchte, die beliebt ist und wahrscheinlich nicht sehr viel Zeit hat?

Als Artist Manager in London wurde mir bewusst, dass auch die grössten Superstars 'nur' Menschen sind. Ich habe selbst erlebt, dass ein qualitativ gutes Feedback zu einem Vortrag oder eine E-Mail mit einem Link zu einem interessanten Podcast durchaus Türöffner sein können.

Wichtig ist, dass du solche Kontakte pflegst und nicht versuchst, etwas heraus zu schlagen. Bekannte Personen sind oft gebrannte Kinder und in diesem Bereich sehr sensibel. Zeige, dass du die extra Meile gehst und wirklich an der Person und nicht dem Fame interessiert bist.

Netzwerken an einem Event vs. online - was ist anders? Was muss ich beachten?

Genau wie beim Dating – langfristig führt kein Weg an einem offline Treffen vorbei. Dank den sozialen Medien ist es einfach erste Kontakte zu knüpfen. Ich habe aber schon Menschen getroffen, die in den sozialen Medien riesige Netzwerke aufgebaut haben, sich aber an Veranstaltungen nicht zu erkennen geben, das passt für mich nicht zusammen. Ich persönlich möchte den Menschen hinter einem Profil spüren und empfehle nur weiter, wer mir tatsächlich sympathisch ist und Etwas auf dem Kasten hat. Die Person, die du online bist, muss mit der Person, die du offline bist, übereinstimmen. 

Wie pflegst du dein Netzwerk?

Leider kann ich nicht alle Kontakte regelmässig treffen. Die Sozialen Medien helfen mir à jour zu bleiben und ich versuche mit kurzen Mutmachernachrichten, zum Beispiel vor einem Launch, zu zeigen, dass ich an sie denke.

Schulleiter:innen und Exponent:innen aus der Bildung treffe ich regelmässig an meinen Netzwerkveranstaltungen, die Vikar:innen haben die Möglichkeit in der offenen Vikar:innensprechstunde auf mich zuzukommen.

Was ist dein grösstes Netzwerk-Erfolgserlebnis? 

Im Februar hat mich Selma Kuyas die 'Bewerbungsqueen' zu sich ins Atelier eingeladen. Dazu muss ich sagen, dass ich ein grosser Fan von ihr und ihrer Arbeit bin. Wir hatten uns in den Sozialen Medien einige Male geschrieben. Sie öffnete die Tür und es hat einfach Klick gemacht. Sie war genau so, wie ich sie mir vorgestellt hatte und es fühlte sich an, als wären wir seit Jahren befreundet. Das ist das, was ich meine mit 'bleibe authentisch und erlebbar'.

Über Angela

Angela Jetter ist 43 Jahre alt und wohnt mit ihrem Mann und ihren zwei schulpflichtigen Kindern in Winterthur. Anfang Februar 2020 hat sie ihre Firma 'angela works' gegründet. Sie vermittelt Stellvertreter:innen (Vikar:innen) bei Lehrer:innenausfällen, organisiert Netzwerkveranstaltungen im Schulbereich und führt Job Speed Datings durch.

Ursprünglich kommt sie aus der Hotellerie. Sie hat einige Zeit in London in der Musikindustrie gearbeitet und war dann mehrere Jahre im PR- und Marketing-Bereich in der Privatwirtschaft tätig, bevor sie dann mit 30 den Quereinstieg zur Primarlehrerin gewagt hat.

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