Eine Karriere in Kommunikation
Das Thema ‘Kommunikation’ zieht sich wie ein roter Faden durch die bisherige berufliche Laufbahn von Catherine Riesen (35). Seit fünf Jahren ist die Zweifach-Mama Kommunikationsverantwortliche der Startup Academy Basel und schreibt in dieser Funktion Texte für die Website, Social Media und den Jahresbericht, plant und moderiert Netzwerkanlässe, leitet Pitching Workshops für Startups und ist National Lead beim weltweit grössten clean-tech Ideenwettbewerb ClimateLaunchpad, der in der Schweiz seit fünf Jahren von der Startup Academy durchgeführt wird. Zusätzlich steht sie immer wieder als Event- und Panel-Moderatorin auf unterschiedlichen (derzeit auch öfters mal virtuellen) Bühnen.
Davor war sie Mediensprecherin bei Roche und Radiomoderatorin bei verschiedenen Lokalradios in der Region, zuletzt bei Radio Basilisk.
Für womenmatter/s ist sie seit der ersten Stunde Feuer und Flamme und hat alle bisherigen Events und Gesprächsrunden moderiert. Und nun lancieren wir gemeinsam schon bald den womenmatter/s Podcast (stay tuned)!
Im Interview erzählt uns Catherine über ihren Karriereweg in der Kommunikation, wie du dich auf Panel-Diskussionen vorbereiten und deine Idee(n) erfolgreich verkaufen kannst.
Du hast Berufserfahrung in der Kommunikation in drei ganz unterschiedlichen Unternehmen – was hast du auf den verschiedenen Stationen gelernt und welche Vorteile siehst du darin?
Beim Radio habe ich insbesondere gelernt, sehr effizient und schnell zu arbeiten und flexibel und spontan auf kurzfristige Änderungen im Programm zu reagieren. Das alles gehört zum Radioalltag dazu, er kann zwischendurch ganz schön hektisch sein. Ich habe gelernt, mich innert kürzester Zeit in die unterschiedlichsten Themen einzulesen und mich für sie zu begeistern.
Empathie ist ein weiteres wichtiges Stichwort: Als Radiomoderator:in muss man immer wieder versuchen, sich in die Hörer:innen zu versetzen und sie abzuholen. Eine Moderation um 6:30 Uhr morgens muss anders daherkommen als eine um 11:45 Uhr oder eine um 17:30 Uhr. Und ich habe natürlich viel gelernt in Bezug auf meine eigene Stimme, Betonungen, unseren Basler Dialekt … seither bin ich beispielsweise allergisch auf Germanismen (lacht). Und – last but certainly not least – konnte ich zu der Zeit so gut wie jeden Hit auswendig mitsingen. Ich liebe Songtexte. Heute bin ich, was das anbelangt, ziemlich eingerostet.
Mit dem Wechsel zu Roche machte ich einen Wechsel auf die andere Seite, wie man immer wieder so schön sagt. Zum ersten Mal war ich nun Ansprechperson für Medienschaffende. Und das gleich in einem globalen Team. Als Mediensprecherin arbeitete ich hier mit Menschen aus der ganzen Welt zusammen und auch immer wieder auf Englisch. Ich musste lernen, mich im Grosskonzern und in der Büropolitik zurecht zu finden. Die Arbeitsprozesse waren ganz anders als zuvor beim Radio und die Wege häufig länger: Auch kurze Statements für die Medien mussten oft zuerst von mehreren Personen überprüft werden, bevor sie verschickt werden konnten. Sehr spannend war, dass ich auch ganz neue Bereiche kennenlernen durfte. So wurde ich beispielsweise für einen Video-Dreh mit Roche CEO Severin Schwan ausgewählt und stand für ein längeres Interview, das später an alle Mitarbeitenden ging, mit ihm vor der Kamera.
Es folgte der (wiederum recht grosse) Wechsel zu einem Non-Profit Unternehmen: Ich wurde Kommunikationsverantwortliche der Startup Academy Basel. Hier sind meine Aufgaben sehr vielfältig, was ich sehr gerne mag. Ich führe Interviews und schreibe anschliessend Texte für den Jahresbericht, bin zuständig für Social-Media-Inhalte, moderiere Anlässe, leite Pitching Workshops und bin National Lead beim weltweit grössten clean-tech Ideenwettbewerb. Ich kann sehr selbständig arbeiten, eigene Ideen einbringen und die Wege sind wieder sehr kurz. Gelernt habe ich hier natürlich vor allem viel rund ums Thema Startup-Gründung.
Trotz der vielen, teils sehr grossen Unterschiede zwischen meinen bisherigen Funktionen und den Unternehmen, gibt es auch einige Gemeinsamkeiten. Egal wie gross das Unternehmen ist, ob du mündlich oder schriftlich kommunizierst: Entscheidend ist überall, dass du dich schnell in neuen Themen zurechtfinden und dich für sie begeistern kannst, dass du dir immer bewusst bist, wer deine Zielgruppe ist, dass du Inhalte einfach verständlich vermitteln kannst und dafür immer wieder neue Ansätze, Ideen und Formulierungen findest. Und dass du es schaffst, mit deinen Texten oder Moderationen Emotionen zu wecken und beim Gegenüber etwas zu bewirken.
Beim Radio hast du viele Interviews geführt, heute leitest du immer wieder Paneldiskussionen. Wie bereitest du dich darauf vor und was gilt es zu beachten?
Zuerst kommt jeweils die Recherche. Ich lese mich ins Thema ein und versuche, so viel wie möglich über die Person(en) herauszufinden, wie nur möglich. Dafür lese ich frühere Interviews, höre Podcasts oder schaue mir Sendungen an, in denen sie zu Gast waren, stöbere auf ihren Webseiten herum usw. Ziel ist es, dass ich meine Gäste und ihre wichtigsten Standpunkte und Ansichten so gut wie möglich kenne und mich im Thema des Interviews oder des Panels wohl fühle.
Dann muss klar sein, was das Ziel des Panels, der Veranstaltung oder des Interviews ist und wer mein Publikum bzw. die Zielgruppe ist. Auf Basis dieser Informationen beginne ich dann damit, Fragen aufzuschreiben. In den allermeisten Fällen gibt es auch noch eine Abstimmung mit den Gästen, damit sie in etwa wissen, was auf sie zukommt – wobei ich ihnen nie alle Fragen im Vorfeld zukommen lasse. Sonst lernen sie am Ende noch ihre Antworten auswendig…
Wenn dann die Fragen und die Anmoderation stehen, geht es ans Üben. Ich überlege mir, wen ich was fragen möchte, in welche Richtung die Antworten gehen könnten, was mögliche Anschlussfragen wären usw. Was dann am Ende gesagt wird und wie sich das Gespräch entwickelt, bleibt natürlich immer eine Überraschung. Das macht diese Aufgabe so spannend.
Auf der Bühne ist es dann vor allem eines sehr wichtig: Sehr aufmerksam zuhören. Nur so kann ich gute Überleitungen machen, Gesagtes wiederholen und mich auf Dinge beziehen. Nur so entsteht am Ende ein echtes und interessantes Gespräch.
Du sitzt häufig in der Jury und hörst dir Pitches an und leitest Pitching Workshops für Startups – auf was kommt's drauf an, wie können wir unsere Idee(n) erfolgreich verkaufen/übermitteln?
Damit ein Pitch überzeugend ist, muss sowohl beim Inhalt als auch bei der Präsentation einiges beachtet werden. Der Aufbau muss beispielsweise stimmen: Es braucht einen packenden Einstieg, einen Hauptteil mit Infos zur Idee, zum Markt, zur Konkurrenz, zum Team usw. und einen klaren, einprägsamen Schluss. Und dabei ist wiederum das ‘wie’ ganz entscheidend: Man muss eine Geschichte erzählen. Man muss es schaffen, die eigene Geschäftsidee so zu erklären, dass sie jede:r im Raum versteht. Die beste Geschäftsidee nützt dir nichts, wenn du niemanden davon überzeugen kannst.
Beim Pitchen ist aber auch der Auftritt als solches mitentscheidend: Wie stehe ich da, wie setze ich meine Stimme ein, was mache ich mit meinen Händen etc. Je nachdem ob auf einer Bühne oder virtuell gepitcht wird, müssen dann nochmals andere Dinge beachtet werden.
Was können wir gegen Lampenfieber tun?
Ein Wundermittel gibt es leider nicht. Aber eine gute Vorbereitung und dann üben, üben, üben hilft viel. Und direkt vor dem Auftritt oder der Präsentation Atemübungen machen.
Zudem kann es helfen, sich vor einem Auftritt gut zuzusprechen – oder einfach positiv zu denken. Statt dass ihr daran denkt, was alles schief gehen und schlimm werden könnte, fokussiert ihr auf Sätze wie «Ich bin gut vorbereitet», «Ich mache das Beste aus meinem Auftritt», «Ich bin ruhig und konzentriert».
Welchen Rat hast du für Frauen, die eine Karriere in der Kommunikation anstreben?
Unbedingt mit Personen sprechen, die schon in der Kommunikation sind. Sprechen und schreiben tun diese ja gerne – da kommt man also sicherlich an interessante Infos (lacht). Durch den Austausch bekommt man ein besseres Bild von den unterschiedlichen Tätigkeiten, die es in diesem Bereich gibt. Vielleicht darf man sogar mal bei jemanden reinschauen. In der Kommunikation kann schliesslich so vieles sein.
Und sobald klar ist, in welche Richtung es gehen soll, unbedingt nach Möglichkeiten suchen, wie man erste Berufserfahrung sammeln kann. Wenn jemand eine Karriere im Radio anstrebt, lohnt es sich beispielsweise zu schauen, welche nichtkommerziellen Radios es im eigenen Kanton gibt. Vielleicht gibt es da eine Möglichkeit, bei einer Sendung mitzuarbeiten oder zu moderieren. Wie bei einigen Moderator:innen startete meine Radiokarriere damals bei einem nichtkommerziellen Sender.
Wer lieber schreiben möchte, könnte zum Beispiel einen eigenen Blog starten und so üben – und hätte dann auch direkt etwas, das beim Netzwerken oder bei einem Bewerbungsgespräch erwähnt oder gezeigt werden kann.
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