Karrierestarterin Meredit Sommer
Meredit Sommer ist 18 Jahre jung, arbeitet seit Mai 2021 in der IT-Branche bei youEngineering und absolviert gleichzeitig ein IT-Studium. Ihre Matura mit Schwerpunkt Physik und Mathematik am Gymnasium Bäumlihof in Basel hat sie bereits mit 17 Jahren abgeschlossen. Sie hatte schon immer ein spezielles Flair für Zahlen, was nicht immer einfach war – sie musste zuerst als Mädchen und dann als Frau lernen resp. sich überwinden, zu ihrer Begabung zu stehen. Im Interview erzählt sie uns, wie sie ihre berufliche Karriereplanung in die Hand genommen hat; wie ihr das Vertrauen in ihre Fähigkeit 'mathematische Probleme zu lösen‘ eine grosse Portion Selbstvertrauen fürs Leben gab; und wie sie am Ende Dank womenmatter/s zu ihrem jetzigen Arbeitgeber gefunden hat.
Wie bist du zu deinem Traumberuf gekommen?
Ich brauchte lange bis ich überhaupt wusste, in welche Richtung ich gehen will resp. mir eingestehen konnte, dass ich meinen 'Zahlen-Weg' weiter verfolgen möchte. Erst nach der Matura habe ich mich für ein IT-Studium überwunden. So bin ich aufs praxisintegrierte Bachelor-Studium Informatik (PiBS) aufmerksam geworden. Der Studiengang richtet sich an MaturandInnen, die zwar ins Berufsleben einsteigen, aber gleichzeitig auch ein IT-Studium absolvieren möchten. Glücklicherweise, habe ich auch gleich einen potentiellen Arbeitgeber gefunden: ich habe mich beim Bundesamt für Informatik und Telekommunikation (BIT) in Bern beworben und nach dem Gespräch auch gleich eine Zusage erhalten. Als ich dann aber die Zusage in den Händen hatte, wurde mir schnell klar, dass ich mir ein Leben in Bern nicht wirklich vorstellen kann und lieber in Basel bleiben möchte. Also habe ich weiter nach einem Praktikumsplatz in der Region Basel gesucht. Das war nicht einfach. Über das womenmatter/s-Netzwerk habe ich dann zum Glück zu youEngineering gefunden – ein Unternehmen für Software- und Webentwicklung. Ich kann mir kaum einen besseren Arbeitsplatz vorstellen und bin so dankbar für die Vermittlung von womenmatter/s.
Was waren deine grössten Herausforderungen auf dem Weg dorthin?
Auf Social Media, in Filmen oder Serien gibt es kaum Darstellungen von Frauen in der IT. Zudem werden 'Hacker' oder mathematisch begabte Menschen oft als sozial inkompetent oder einfach sonst 'komisch' dargestellt. Da ich sehr gerne Filme und Serien schaue, war dieses Bild für mich besonders in der Schulzeit sehr prägend. Ich hatte also eine Vorstellung davon, was eine Frau studieren sollte oder eben nicht. Und ich dachte auf Grund dieser Bilder lange, dass Menschen und vor allem Frauen, die Mathematik, Physik oder Informatik studieren 'komisch' sind. So habe ich mich zuerst nicht getraut, meinem Interesse in der Mathematik nachzugehen und schlussendlich mein Potenzial richtig auszuschöpfen.
Eine weitere Herausforderung war noch, dass ich lernen musste zu meinen Wünschen zu stehen – auch, wenn das schwieriger ist, als die erstbeste Möglichkeit zu ergreifen, was ich mit dem ersten Jobangebot hätte machen können.
Wie bist du damit umgegangen? Wie konntest du dich überwinden?
Zuerst musste ich für mich realisieren, dass ich nicht in einem für mich unpassenden Schwerpunkt oder Arbeitsplatz stecken bleiben will. Ich habe mich zu diesem Zeitpunkt auch viel mit meiner Familie, FreundInnen und auch Lehrpersonen unterhalten – ermutigende Gespräche, die auch mein Vertrauen in mich und meinen Weg gestärkt haben. Ich hatte die Angewohnheit, mich und meine Fähigkeiten zu unterschätzen, darum hat mir die Reflexion mit anderen Personen sehr geholfen. Aber auch die Selbstreflexion war enorm wichtig für mich. Ich musste für mich herausfinden, was ich genau möchte und wo ich mich in ein paar Jahren sehe. Durch den Prozess und das Älter werden, wurde ich selbständiger und merkte, dass ich deutlich mehr kann als ich mir zuerst zugetraut hatte. Zudem musste ich mir aneignen zu meiner Meinung zu stehen und meine Anliegen – auch, wenn ich in Unterzahl war – zu vertreten.
Und dann musste ich schlicht und einfach lernen, dass ich – sorry fürs Wort – keinen 'Scheiss' darauf gebe, was andere von mir denken. Falls jemand tatsächlich ein Problem mit meinen Interessen oder meiner Studienwahl hätte, möchte ich diese Person nicht als FreundIn haben. Das ist mir so glücklicherweise auch nie passiert. Ich war in einer sehr progressiven, offenen Klasse und habe einen tollen Freundeskreis.
Nicht zuletzt hat mir meine Zeit in Irland sehr dabei geholfen selbstständiger zu werden. Die Zeit hat mir den nötigen Freiraum gegeben und ich musste Entscheidungen selber treffen, was sich positiv auf mein Selbstvertrauen ausgewirkt hat.
Wie hat dir womenmatter/s dabei geholfen?
Durch die Hilfe des womenmatter/s-Netzwerks erfuhr ich überhaupt erst von meinem jetzigen Arbeitgeber. Dank eurer Vermittlung hatte ich dann die Möglichkeit auf ein Bewerbungsgespräch und am Ende habe ich so meinen jetzigen Job erhalten.
Welche 3 Tipps würdest du einer anderen jungen Frau mit auf den Weg geben?
Höre auf deine eigene Intuition. Du kennst dich selbst am besten!
Die erste Berufswahl bestimmt nicht deine ganze Zukunft. Uns stehen alle Möglichkeiten offen. Das macht die Auswahl zwar umso schwieriger, jedoch kann man sich stets weiterbilden oder einen kompletten Wechsel wagen.
Stehe zu dir – auch, wenn es niemand anderes tut. Es gibt überall mühsame Menschen, die das Leben anderer erschweren. Genau dort für dich zu kämpfen und nicht einfach aufzugeben, erfordert viel Mut und Stärke.