Mit Storytelling und Design zu einer starken Marke: Wie elleXX Frauen dazu inspiriert, finanzielle Lücken zu schliessen

Im Zeitalter des digitalen Wandels und der stetig wachsenden Bedeutung weiblicher Karrieren haben drei bemerkenswerte Frauen eine Initiative ins Leben gerufen, die nicht nur die Finanzbranche revolutioniert, sondern auch das Storytelling auf eine neue Ebene hebt. 

Wir hatten die Gelegenheit, Patrizia, Nadine und Simone, die Gründerinnen von elleXX, für ein exklusives Interview zu treffen. ElleXX hat sich zum Ziel gesetzt, Frauen wie dich dabei zu unterstützen, finanzielle Lücken zu schliessen und ihre Karrieren zu stärken. Dabei setzen sie auf die Kraft des Storytellings, um ihre Mission lebendig zu gestalten und Frauen dabei zu inspirieren und motivieren, sich mit ihren Finanzen auseinanderzusetzen.

In diesem Blogbeitrag erfährst du, wie du dir eine Marke aufbauen kannst, die dich von anderen abhebt, wieso Storytelling gerade auf Social Media so wichtig ist und Vertrauen schafft, wie du deine Botschaft und Identität klar definierst und eine emotionale Verbindung zu deinem Publikum herstellst.

 

TLDR: Konkrete Tipps, die du bereits morgen anwenden kannst, um dich über Storytelling zu positionieren:

  • Kenne deine Zielgruppe. Sprich sie auf Augenhöhe an. 

  • Schaffe Vertrauen durch Authentizität. Zeig, wer hinter der Marke steht und was die Werte deiner Brand sind. 

  • Sei menschlich und nahbar. 

  • Gutes Design heisst nicht nur das sture befolgen von Guidelines. Das Design soll die Werte der Marke widerspiegeln.

  • Binde deine Community mit ein, höre auf ihr Feedback und lass sie in die Identität mit einfliessen.

  • Identifikation schaffst du unter anderem mit schneller Wiedererkennbarkeit (Logo, Farben, Schriften und Bilder).

 

Was hat euch dazu inspiriert, ein FinTech-Unternehmen zu gründen, das sich auf das Schliessen von Geldlücken für Frauen konzentriert?

Patrizia: Als langjährige Wirtschafts- und Börsenjournalistin hat es mich beelendet, dass die Anlagen der Männer über all die Jahre florierten, und die Frauen gar nie richtig dabei waren. Frauen investieren kaum. In den letzten Jahren hat das die Vermögenslücke zwischen den Geschlechtern, den Gender Wealth Gap, nochmals vergrössert. Während der Corona-Pandemie sind viele Männer an der Börse noch reicher geworden, während viele Frauen ihren Job verloren oder wegen Care-Arbeit gekündigt haben. Das muss sich ändern. Ich habe bereits 2017 den ersten Businessplan für elleXX geschrieben. Als dann Nadine und Simone mit an Bord kamen, nahm die Idee richtig Fahrt auf.

Nadine: Seit Jahren schreibe ich zum Thema Gleichstellung und Gender Gaps. Viele Frauen haben mich über die Jahre aufgrund meiner Texte immer wieder um Rat gefragt. Als ich 2019 den ersten Plan von elleXX sah, war mir klar, dass ein grosses Bedürfnis der Frauen da ist. Leider ist es so: Frauen haben grosse Lücken in ihrem privaten Finanzleben. Sie leben länger, verdienen weniger, leisten die meiste unbezahlte Arbeit für die Familie und sind meist nur Teilzeit erwerbstätig. Der Gender Overall Earnings Gap in der Schweiz beträgt für das Jahr 2022 gut 43 Prozent, das sind rund 100 Milliarden Franken weniger Einkommen pro Jahr für Frauen. Wir möchten Frauen ermutigen, ihre finanzielle Situation zu überprüfen. 

Simone: Ich sah sofort das grosse Potenzial und fühlte mich auch gleich angesprochen. Als Unternehmerin war ich direkt damit konfrontiert, die passende Vorsorgelösung zu finden. Ein frauenfreundliches, soziales und nachhaltiges Angebot habe ich bis jetzt noch nicht gefunden.  Zudem fühlte ich mich bisher von der Tonalität der Finanzwelt nie wirklich adressiert. Ich möchte nun helfen, insbesondere diejenigen anzusprechen, denen es ähnlich geht und Finanzthemen zugänglicher machen. Ich bin überzeugt, dass so lange die Geldwelt männlich dominiert ist, die Gleichstellung schwierig zu erreichen ist.

 

Was sind die grössten Herausforderungen, mit denen Frauen konfrontiert sind, wenn es um ihre finanzielle Bildung und ihre finanzielle Unabhängigkeit geht?

Simone: Die Ansprache in Bezug auf Finanzprodukte richtet sich immer noch primär an Männer. Auch der Finanz-Jargon schreckt viele Frauen ab. Daher finden die Frauen viel weniger Zugang zum Thema Anlagen und Investitionen. Untersuchungen zeigen auch: Vielen Frauen fehlt der Mut, weil sie sich nicht kompetent genug fühlen. Etwa ein Drittel traut sich nicht, einen Teil ihres eigenen Geldes anzulegen.

Nadine: Finanzen sind für Frauen immer noch ein eher neues Thema. In der Schweiz darf eine verheiratete Frau erst seit 36 Jahren ein eigenes Bankkonto führen und ohne Erlaubnis des Ehemannes erwerbstätig sein, irgendwie verständlich, dass es noch Aufholbedarf gibt. Die Frauen haben schon sehr viel erreicht, sie werden auch mutiger werden in Sachen Investitionen, davon bin ich überzeugt.

Patrizia: Laut dem American Institute for Economic Research hat das Phänomen auch mit Erziehung und Bildung zu tun. Buben bekommen eine frühere und umfassendere Finanzbildung als Mädchen. Und es hält sich über Generationen, dass Väter und Mütter mit ihren Kindern unterschiedlich über Geld sprechen. Mütter halten zum Sparen an. Sie sprechen eher vorsichtig und langweilig über Geld und transportieren unbewusst ihren negativen Mindset gegenüber Zahlen weiter. Hier sollte man gegensteuern. Väter machen das besser, sie sprechen lustvoller und unternehmerischer über Geld.

 

Was bedeutet der Name elleXX? 

Patrizia: Unsere “Start-up-Bibel” ist das Buch «The Double X Economy» von Linda Scott, emeritierte Professorin der University of Oxford. Scott zeigt aus wirtschaftlicher Sicht auf, wieviel Potenzial von Frauen weltweit brach liegt. Die zwei X in elleXX nehmen Bezug auf dieses Buch. Unser Ziel ist es, dass Frauen sich für Finanzthemen interessieren und aktiv werden.

 

Wieso ist der Markenname wichtig fürs Storytelling?

Simone: Eine Marke lebt in den Köpfen der Menschen und ist weitaus mehr als nur die visuelle Hülle. Das elle in unserem Namen elleXX symbolisiert die feminine Kraft, während die doppelten XX auf unsere technologische und finanzielle Ausrichtung hinweisen. Wir vereinen diese beiden Komponenten und zeigen damit auf, dass Frauen und Finanzen durchaus zusammen passen. Und dafür stehen wir auch als Unternehmen ein mit allem, was wir tun. 

 

Wie habt ihr euer Storytelling aufgebaut? Was sind wiederkehrende Aspekte?

Nadine: Beim Aufbau der Marke und des Storytellings von elleXX war die Erkenntnis aus der «Black Rock Investors Pulse Study» ausschlaggebend, dass sich 82 Prozent der Frauen von der Tonalität der Banken nicht angesprochen fühlen. Deshalb war es uns von Anfang an wichtig, dass wir den unnötig komplizierten Fachjargon aufbrechen und Finanzthemen lebensnah und verständlich vermitteln. Zu unseren wiederkehrenden Aspekten gehört beispielsweise der wöchentliche Money Talk. Darin sprechen wir mit unterschiedlichen Frauen sehr alltagsnah über Geld. 

Simone: In diesem Zusammenhang hat auch das Design einen hohen Stellenwert. Mir ist es ein grosses Anliegen, Emotionen in die digitale Welt zu überführen und Finanzthemen so zugänglicher zu machen. Mit elleXX wollen wir die Frauen sowohl in der Tonalität ansprechen als auch ihren hohen Ansprüchen an Design und Ästhetik gerecht werden. Unabhängig von der Branche haben nämlich Unternehmen, die in ihre Designabteilung investieren, mehr Erfolg als ihre Mitstreiter (Adobe berichtet, dass designorientierte Unternehmen in den letzten 10 Jahren den S&P Index um 219% übertroffen haben). Insbesondere setzen wir auf Identifikation mit unserem Brand, indem wir eine schnelle Wiedererkennbarkeit schaffen durch unser Logo, unsere Farben, unsere Schriften und Bilder. Z.B. kommen bei uns immer wieder Absperrbänder – wir nennen sie “Close-the-Gaps-Bänder” – vor. Damit sperren wir Symbole ab, die für eine männerdominierte Gesellschaft stehen. 

 

Bei euch dreht sich viel rund ums Thema “close the gaps” – um was geht es da?

Patrizia: Wir haben insgesamt neun Finanzlücken ausgearbeitet, die sich entlang des finanziellen Lebens der Frauen kumulieren. Die Finanzlücken beginnen schon im Kindesalter, beim Taschengeld. Der Gender Pocket Money Gap beträgt je nach Studie zwischen 12 bis 20 Prozent, am Ende des Lebens beträgt der Gender Pension Gap dann bis zu 56 Prozent.

Nadine: Grosse Lücken entstehen natürlich auch durch tiefere Löhne, durch Teilzeitarbeit und ganz besonders, wenn Frauen Mütter werden. Indem viele Frauen beruflich zurückstehen, wenn ihre Babies da sind, was ich sehr gut nachvollziehen kann, sind sie gleichzeitig finanziell schlecht abgesichert, besonders, wenn es zu einer Trennung oder Scheidung kommt.

 

Warum war/ist Storytelling für den Erfolg von elleXX wichtig?

Nadine: Content is Queen bei elleXX – gerade in der Startphase haben wir kaum Marketingbudget eingesetzt und haben voll auf unsere Inhalte gesetzt. Über unsere Artikel und Social Media Posts, die immer wieder viral gehen, konnten wir unsere Markenbekanntheit massiv steigern und ein einzigartiges organisches Wachstum erreichen. Dazu trägt auch unsere stark durch Design getriebene Marke bei. Innerhalb kürzester Zeit haben wir in der Schweiz eine starke Marke etabliert, die sehr bekannt, beliebt und glaubwürdig ist, aber auch überrascht, begeistert und inspiriert. Nach wie vor verzichten wir fast gänzlich auf klassische Werbung. Dieses Vertrauen und diese Glaubwürdigkeit ist gerade bei Finanzprodukten extrem wichtig. Mit unserem Storytelling, unserer Kommunikation auf Augenhöhe schaffen wir Vertrauen und Nähe zur weiblichen Zielgruppe. Von Frauen für Frauen. 

 

Wie wichtig ist das Branding für ein erfolgreiches Storytelling? 

Simone: Das schiere Befolgen von Guidelines führt in der digital geprägten Marken- und Marketingwelt nicht mehr zu herausragenden Ergebnissen. Vertrauen in eine Marke aufzubauen, erfordert Authentizität. Wer steht dahinter? Was sind die Markenwerte und wie werden diese zielgerichtet an die Frau transportiert? Da hat Design einen hohen Stellenwert. Unser Designansatz ist eigenständig, frisch und einladend. Er drückt Haltung, Wertschätzung und Charakter aus. Und dafür stehen wir auch als Unternehmen. Wir wollen einen Dialog über Geld lostreten und Schritt für Schritt Lösungen anbieten für jede Frau, für eine gerechtere Zukunft.  

 

Wie habt ihr es geschafft, eure eigene Geschichte und eure Erfahrungen in eurem Unternehmen zu nutzen, um eine Verbindung zu eurer Zielgruppe aufzubauen?

Nadine: Ich habe viele Jahre als News-Journalistin gearbeitet. Die Themen, für die ich mich einsetze, wie Gleichstellung, Feminismus oder Care-Arbeit, waren jedoch nie auf Top 1. Die Redaktionen ignorieren nach wie vor weitgehend, welche Themen Frauen beschäftigen und dass die Leserinnen ernst genommen werden wollen. Frauen wollen nicht nur “Frauenmagazine” lesen oder darüber, wie sie sich schön anziehen oder abnehmen sollen. 

Patrizia: “Von Frauen für Frauen” ist einer der tragenden Gedanken unseres hybriden Gesamtkonzepts: Wir sind nicht nur eine seelenlose digitale Plattform, wir sind menschlich und nahbar. Wir sind nah bei den Leuten und oft gar auf Tour de Suisse in der ganzen Schweiz unterwegs, an Veranstaltungen oder bei Firmen. Wir coachen, halten Ansprachen und teilen unser Wissen über Finanzen und Recht mit viel Herzblut. Das hat eine Kraft, das steckt an und befähigt und begeistert die Menschen. elleXX ist also nicht nur multimedial umgesetzt, sondern auch in Echt und bezieht Feedback der Zielgruppe konsequent mit ein. Bspw. haben wir auf Anregung der elleXX Community eine unabhängige Vermögensberatung lanciert. 

Simone: Und genau dahin geht der Trend: Hin zur Dezentralisierung, also dass nicht eine Stelle oder Person alleine die Entwicklung eines Unternehmens bestimmt. Das hat Auswirkung auf das Markenerlebnis, aber auch auf die Markenführung. Wie lasse ich die Community in das Unternehmen und deren Identität miteinfliessen? Gerade im Web3 ist dieser Trend schon zu beobachten. Weg von der Interaktion, hin zur Partizipation, also ein Teil der Marke zu werden, Dezentralisierung steht hier im Vordergrund, welche völlige Transparenz erlaubt. Das bedeutet, die Marke ein Stück mitzulenken. Das Mitbestimmungsrecht, welches dank heutiger Technologien wie Blockchain unabdingbar werden wird und alles  transparent macht.

 

Welche Karrieetippts habt ihr für unsere Leserinnen?

Nadine: «Tu, was du liebst» ist eines meiner Lieblingszitate. Ich bin fest davon überzeugt, dass du, wenn du etwas mit Leidenschaft und Hingabe tust, irgendwann gut darin wirst und dann kommt die Anerkennung für das, was du tust, von ganz allein.

Patrizia: Netzwerke mit Frauen. Fördere sie. Setz dich für andere Frauen ein. Empfehle Frauen. Stelle Frauen ein. Mach Frauen sichtbar. Schreibe Bios von Frauen auf Wikipedia. Ich habe das zeitlebens getan und das ist nicht nur erfüllend, sondern it pays back – big time

 

Über die elleXX Gründerinnen (v.l.n.r.): 

Nadine Jürgensen: Selbstbestimmung und Unabhängigkeit – dazu möchte die Unternehmerin, Anwältin und langjährige Politikjournalistin die Frauen ermuntern. Nadine hat sich für die NZZ als Inlandredaktorin, als Kolumnistin für das Magazin des Tages-Anzeigers und des Schweizer Monats oder als Autorin und Moderatorin immer wieder mit den Themen Gleichstellung, Nachhaltigkeit und Recht auseinandergesetzt und kritisch kommentiert. Sie ist eine einflussreiche Stimme für politische Gleichberechtigung in der Schweiz und zudem Co-Präsidentin des Vereins WE/MEN, eine Bewegung von Männern und Frauen zusammen für mehr Gleichberechtigung in der Öffentlichkeit, und unterstützt als Beirätin das Team von Tadah sowie den Conscious Influence Hub.

Patrizia Laeri: Frauen und Finanzen – dafür schlägt das Herz der Unternehmerin, Ökonomin und preisgekrönten Wirtschaftsjournalistin. Seit Jahrzehnten rüttelt sie in Beiträgen für das Schweizer Fernsehen, Ringier, NZZ und andere Medien auf. Sie versteht es, komplexe Wirtschaftszusammenhänge einfach zu erklären. LinkedIn hat sie deshalb mehrfach zur TopVoice DACH gekürt. Sie gilt als Vorkämpferin für Gleichstellung in den Medien und der Wirtschaft, leitete und initiierte das grösste Diversity-Projekt chance50:50 bei SRF und gründete den Edit-a-thon für mehr Frauen auf Wikipedia, wofür sie in Deutschland mit dem Digital Female Leader Award und in der Schweiz mit dem Swiss Diversity Award ausgezeichnet wurde. 

 

Simone Züger: Design und Technologie – die Designerin und Unternehmerin weiss, wie man Emotionen in die digitale Welt überführt und einen starken Brand aufbaut. Simone führt ihr eigenes Design-Studio in Zürich mit Schwerpunkt Branding und Produktdesign. Ob Platform Building, UX-Design oder digitale Assets in der Kunst – sie begeistert sich für jegliche digitale Themen und liebt es, auf diversen Kanälen fesselnde Erlebnisse zu schaffen. Simone engagiert sich als Jurorin und ist Gastdozentin an diversen Hochschulen im In- und Ausland. Sie hat in Zürich die Eventreihe «Ladies, Wine & Design» initiiert, um Frauen in der Kreativbranche zu vernetzen und sich gegenseitig zu unterstützen. Zudem war sie Vorstandsmitglied der Medienfrauen Schweiz.

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