Eine Reise zwischen Mut, Selbstbewusstsein und klaren Zielen – Tipps einer Rekrutiererin
Du möchtest wissen, wie du selbstbewusst in Rekrutierungsgesprächen auftrittst, wie du dir eine Portion Mut aneignest und warum ein Vision Board ein essentielles Tool auf deinem Weg zum Erfolg sein kann?
Das uns mehr erfährst du im Interview mit Regina Graf, Managing Partner/Owner MPB, Headhunter und Unternehmerin aus Basel. Mit ihrer Geschichte, ihren Entscheidungen und ihrer ausgewogenen Lebensweise zeigt sie dir, wie du klare Ziele setzt und mit Entschlossenheit verfolgst, wie Mut dich durch Herausforderungen führt und wie Selbstbewusstsein dich zu deinem authentischen Ich führt.
Aber zuerst kurz zu Regina: Schon während ihres Bachelor of Arts-Studiums sammelte sie Führungserfahrung und gründete in der Finanzdienstleistung ihr erstes Gewerbe. Ihr Weg führte sie zur MPB Recruitment Group AG, wo sie gemeinsam mit einem Geschäftskollegen das Unternehmen übernahm. Neben ihrem berufsbegleitenden MBA-Abschluss in General Management im Jahr 2017, wurde sie auch stolze Mutter. Mit Leidenschaft für ihr Unternehmen, ein starkes Netzwerk und soziales Engagement bringt sie frischen Wind in die Geschäftswelt.
Du bist relativ jung Inhaberin der Firma MPB mit rund 17 Mitarbeitenden geworden – hattest du von Anfang an das volle Vertrauen in diese Rolle oder gab es Momente des Zweifels auf deinem Weg?
Mit 22 Jahren habe ich mein eigenes Gewerbe angemeldet und bin damals in die Selbstständigkeit hineingewachsen. Seitdem bin ich fest davon überzeugt, dass man in jede Herausforderung hineinwachsen kann. Alles, was du brauchst, ist den Mut, es einfach zu tun. Natürlich zweifelt man (oder Frau) auch mal in schwierigen Phasen, diese sind aber Teil des Prozesses und ermöglichen persönliches Wachstum.
Was waren entscheidende Meilensteine oder Schlüsselentscheidungen auf deiner beruflichen Reise? Wie haben sie letztendlich dazu beigetragen, dass du die Position erreicht hast, in der du heute bist?
Ein entscheidender Schritt für mich bestand darin, mich selbst zu reflektieren und herauszufinden, welche Karriereziele ich verfolgen möchte. Bereits in jungen Jahren habe ich mir mein Vision Board erarbeitet, um meine Ziele zu manifestieren. Meine Ziele waren ‘SMART’ (spezifisch, messbar, erreichbar, relevant und zeitgebunden). Indem ich die Ziele nach dem SMART-Prinzip definiert habe, habe ich die Wahrscheinlichkeit erhöht, sie auch wirklich zu erreichen. Es hat mir geholfen, den Karriereweg klarer zu gestalten und bei Hindernissen am Ball zu bleiben.
Auf dem Weg zu meinen Zielen war ich mutig und offen, um auch neue Wege zu gehen. Oft haben sich im Laufe der Karriere unerwartete Möglichkeiten eröffnet. So bekam ich z.B. die Möglichkeit, mich im 4. Monat meiner Schwangerschaft am Unternehmen zu beteiligen. Für viele ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt. Für mich war das eine Chance, die ich ergreifen musste, auch wenn es bedeuten würde, die neue Herausforderung als Unternehmerin mit einem Neugeborenen anzutreten. Ich habe mich gefragt: Was ist im Leben denn schon einfach?! Nichts wird einem in den Schoss gelegt.
Ein weiterer Aspekt in meiner Karriere sind die vertrauensvollen Beziehungen zu Kolleg:innen und Freund:innen. Ich umgebe mich von Menschen, die mich in allen möglichen Aspekten voranbringen. Nicht ohne Grund sagt man: "Nenne mir deine Freund:innen, und ich sage dir, wer du bist." In meinem privaten Leben habe ich mich stets von Menschen umgeben, bei denen ich mich wohlgefühlt habe und die in mir positive Energie ausgelöst haben. Zudem habe ich beruflich ein starkes Netzwerk von Kollegen:innen aufgebaut, die meinen Horizont regelmässig erweitern. So kann ich bspw. als Rotarierin (Rotary International) neben dem sozialen Aspekt, auch gleichzeitig von anderen erfolgreichen Führungskräften meines Clubs profitieren. Diese Verbindung ermöglicht mir, neue Perspektiven zu gewinnen und von ihren Erfahrungen zu lernen.
Die Basis für meinen Karriereweg ist für mich vor allem Authentizität. Sie ist für mich nicht nur im beruflichen, sondern auch im persönlichen Leben von Bedeutung. Ich konnte so stets hinter meinen Entscheidungen stehen und ehrlich zu mir selbst und anderen sein, was mein Vertrauen aufgebaut und aus meiner Sicht eine solide Basis für Erfolg schaffen konnte.
Auf was achtest du, wenn du eine Person rekrutierst?
In der heutigen Zeit sind nicht mehr nur die fachlichen Anforderungen ausschlaggebend, sondern auch resp. vor allem die Soft Skills. Fachwissen kann erlernt werden, doch die Persönlichkeit einer Person ist nicht einfach nachzuahmen. Es ist also von entscheidender Bedeutung, dass die Person zur Unternehmenskultur und den Werten des Unternehmens passt. Eine kulturelle Übereinstimmung fördert die Zusammenarbeit mit dem Team und der/m Vorgesetzten und stärkt die Identifikation mit dem Unternehmen. Deshalb achte ich vor allem auf die kulturelle Passung.
Welche Unterschiede siehst du in Gesprächen, wenn du einen Mann im Vergleich zu einer Frau rekrutierst?
Es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass Männer oder Frauen in bestimmten Bereichen grundsätzlich besser oder schlechter abschneiden. Jedoch stelle ich dennoch immer wieder fest, dass sich oft der persönliche Auftritt von Mann und Frau in Rekrutierungsgesprächen unterscheidet.
Männer treten sehr offensiv und überzeugt auf. Sie zeigen auf, wie sie Ziele im Unternehmen erreicht und welche Massnahmen sie ergriffen haben, um den Umsatz in ihrer aktuellen Position zu steigern. Sie sagen auch klar, was für eine Salärvorstellung sie haben. Frauen hingegen zeigen in solchen Situationen oft Zurückhaltung und geben vorsichtigere Antworten. Wenn es um ihre Leistung geht, so sind sie oft recht bescheiden und eher defensiv, anstatt ihre Leistung klar darzulegen.
Welche 3 Tipps hast du an Frauen, die sich auf eine neue Stelle bewerben wollen?
Der erste Eindruck zählt! Im Gespräch ist es von grundlegender Bedeutung, dass Du auf deine Körpersprache achtest. Das ist der erste sichtbare Kommunikationsweg. Über eine aufrechte Haltung schaffst du sowohl eine äussere wie auch innere starke Haltung. Übe dies am besten vorher vor einem Spiegel. Wenn du dich dabei noch anlächelst, dann hilft es dir sogar, in eine positivere Stimmung zu kommen.
Kenne deine Schlüsselerfolge und kommuniziere sie deutlich. Bringe klar zum Ausdruck, welche Stärken du besitzt. Verdeutliche es am besten anhand eines konkreten Beispiels.
Was für einen Mehrwert würdest du dem Unternehmen bringen? Was wären deine Ziele in deiner neuen Funktion? Veranschauliche mit deiner Antwort, dass du dich mit der Stelle und dem Potenzial auseinandergesetzt hast.
Als erfolgreiche Managerin und Mutter hast du eine anspruchsvolle Balance zwischen Beruf und Privatleben. Wie schaffst du es, dich selbstbewusst und zielgerichtet in beiden Bereichen zu entfalten?
Hier sind einige Strategien, die mir dabei helfen meine Rolle als Managerin und Mutter zu erfüllen:
Klare Ziele definieren: Ich setze mir klare berufliche und persönliche Ziele und plane meine Zeit entsprechend. Indem ich meine Prioritäten auf die wichtigsten Aufgaben und Verpflichtungen fokussiere. So kann ich sowohl im Beruf als auch im Familienleben effektiv vorankommen.
Zeitmanagement: Effizientes Zeitmanagement ist für mich unerlässlich. Ich erstelle einen strukturierten Zeitplan, der Arbeitszeiten, Familienzeiten und Zeit für mich selbst umfasst. Dadurch kann ich mich auf die jeweilige Tätigkeit konzentrieren, ohne dass sie sich gegenseitig beeinträchtigen.
Delegieren und Unterstützung annehmen: Sowohl im Beruf als auch zu Hause ist es mir wichtig, Aufgaben zu delegieren und Unterstützung von meiner Familie, meinen Freund:innen oder auch Externen (wie z.B. einer Reinigungskraft) anzunehmen. Dadurch schaffe ich Raum für mich, um mich auf meine Kernverantwortlichkeiten zu konzentrieren.
Klare Kommunikation: Offene und ehrliche Kommunikation mit meinem Team und meiner Familie ist entscheidend. Ich teile meine Pläne und Prioritäten mit ihnen, um Missverständnisse zu vermeiden und ein gemeinsames Verständnis für meine Zeitverteilung zu schaffen.
Flexibilität und Selbstfürsorge: Flexibilität ist ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens. Es ist wichtig, mich selbst nicht zu überfordern und mir Zeit für Erholung zu nehmen. Für mich ist eine ausreichende Work-Life-Balance essentiell, um langfristig erfolgreich, aber auch gesund zu sein.
Grenzen setzen: Ich setze klare Grenzen zwischen Beruf und Privatleben. Dies bedeutet, dass ich mich im Beruf auf die Arbeit konzentriere und in meiner persönlichen Zeit bewusst abschalte, um Zeit mit meiner Familie zu geniessen. Dazu gehört auch mal nein zu sagen.
Es ist ein fortlaufender Prozess, der ständige Anpassung und Reflexion erfordert!
Welche Ratschläge oder Tipps hast du für andere Frauen, die in ihren Karrieren nach stetiger Weiterentwicklung und Selbstbewusstsein streben?
Für Frauen, die in ihrer Karriere nach Weiterentwicklung und Selbstbewusstsein streben, habe ich folgende Ratschläge:
Entwickle Selbstvertrauen in deine Fähigkeiten und Ziele. Vertraue darauf, dass du die Kompetenzen besitzt, um Herausforderungen zu meistern und deine Ziele zu erreichen. Stehe zu Fehlern und Niederlagen und sehe sie als Lernchancen an. Lerne aus Fehlern, um in Zukunft besser zu werden.
Definiere klare und realistische berufliche Ziele, die dich motivieren und antreiben. Erstelle einen Plan (z.B. ein Vision Board), um diese Ziele zu erreichen, und arbeite kontinuierlich daran. Erfolge kommen oft nicht sofort. Bleibe beharrlich, auch wenn es Rückschläge gibt. Halte an deinen Zielen fest und lass dich nicht entmutigen.
Strebe nach ständiger Weiterentwicklung und Bildung. Neben fachlichen Fähigkeiten sind Soft Skills wie Kommunikation, Führung und Problemlösung entscheidend für eine erfolgreiche Karriere. Entwickle diese Fähigkeiten gezielt weiter. Suche nach Möglichkeiten, dich ausserhalb deiner Komfortzone zu bewegen. Herausforderungen können Wachstum und Entwicklung fördern.
Baue ein starkes berufliches Netzwerk auf. Vernetze dich mit anderen Frauen in deinem Bereich, suche nach Mentor:innen und sei bereit, anderen Frauen Unterstützung zu bieten.
Glaube an dich selbst, setze dir klare Ziele und sei bereit, Herausforderungen anzunehmen. Die Welt braucht starke und selbstbewusste Frauen, die ihre Fähigkeiten und Talente entfalten und einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft haben. Wie möchtest du in 5 Jahren sein? Strebe danach, eine Vorreiterin in deinem Bereich zu sein. Du bist dein eigenes Vorbild. Obwohl uns Frauen in der heutigen Zeit der Weg fast schon geebnet wird, liegt es dennoch an uns selbst, das Gegenüber von uns und unseren Stärken zu überzeugen.
Wie gehst du damit um, wenn du auf Hindernisse oder Rückschläge in deiner Karriere stösst, und wie bleibt dein Selbstbewusstsein trotzdem intakt?
Ich sehe Herausforderungen als normale Bestandteile einer erfolgreichen Karriere und als Chance, mich weiterzuentwickeln und zu wachsen. Jeder Rückschlag gibt mir die Gelegenheit zur Reflexion. Ich frage mich, was schiefgelaufen ist und welche Lektionen ich daraus ziehen kann. Dieser Ansatz ermöglicht mir, aus Fehlern zu lernen und mich kontinuierlich zu verbessern.Danach erinnere mich wieder daran, welche Ziele ich erreichen möchte und halte sie im Blick. Das hilft mir, mich wieder auf das Positive und den langfristigen Erfolg zu fokussieren. Dabei ist die innere Stimme entscheidend. Die eigene Stimme ist die stärkste Stimme, die uns beeinflusst. Ich spreche mir deshalb selbst Mut zu und erinnere mich daran, dass es völlig normal ist, auf Hindernisse zu stossen. Ich sage mir selbst, dass ich die Fähigkeiten habe, sie zu bewältigen.
Und was, wenn ich mal doch nicht weiterkomme?
Manchmal erkenne ich, dass nicht jeder Plan reibungslos verläuft und dass Anpassungen notwendig sind. Diese Flexibilität hilft mir, um auf unerwartete Hindernisse zu reagieren. Ich suche aber auch mal Unterstützung bei Kollegen:innen, Mentor:innen oder Freunden:innen. Ich musste lernen, dass es auch in Ordnung ist, um Hilfe zu bitten. Auch wenn ich sehr gerne selbstständig bin, so muss ich nicht immer alles alleine bewältigen.
Wo dürfen sich Frauen mit dir vernetzen?
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