Über Karriere in Grossunternehmen, die Pharma-Branche und Feedback-Strategien – mit Felicia Werk
Wir haben uns mit Felicia Werk, Gründerin von Equestria Coaching, für ein Interview getroffen. Felicia hat eine beeindruckende Karriere in der Pharma-Branche hinter sich, in der sie verschiedene Rollen in der Kommunikation, im Business Development und HR innehatte. Sie teilt ihre wertvollen Tipps zum erfolgreichen Navigieren in Grosskonzernen, zur Bedeutung von Feedback und zur Wichtigkeit von Netzwerken.
Drei Dinge, die du u.a. in diesem Blog lernst:
Wie du deine persönliche Leidenschaft für menschliche Entwicklung erkennst und gezielt in deiner Karriere einsetzt.
Welche Rolle Feedback und kontinuierliches Lernen bei der beruflichen Weiterentwicklung spielen und wie du diese in deiner Karriere nutzen kannst.
Wie du mit deinem Netzwerk effektiv kommunizierst und deine Stärken überzeugend präsentierst, um Karriereziele zu erreichen.
Wie bist du zu deiner Leidenschaft für die Entwicklung von Menschen und Organisationen gekommen?
Die Faszination von menschlichen Beziehungen und der “Psycho-Logik“ begleitet mich von Kindesbeinen an. Zu sehen, wie sich Lebewesen oder Systeme durch Lernen und Feedback entwickeln, ist einer meiner absoluten Treiber; das macht mir unglaublich Freude – mit Menschen, Teams, Organisationen, oder auch Pferden! Hier meinen Beitrag zu leisten, ist für mich die Antwort auf die Fragen nach dem „Wozu bin ich hier?”, „Was ist mein Purpose?"
Welche Ratschläge würdest du Frauen geben, die eine erfolgreiche Karriere in der Pharma-Branche anstreben?
Sei dir bewusst darüber, wer du bist, was du kannst und was du willst bzw. brauchst; das ist aus meiner Sicht die wichtigste Voraussetzung für Erfolg in jeder Branche! In der Pharma-Branche musst du an vielen Stellen mit starren Vorgaben und langjährigen Prozessen rechnen und damit auch manchmal Leben können; gleichzeitig muss Frau auch immer wieder hinterfragen, wo agileres Vorgehen wieder möglich ist! Dieses Wechselspiel ist spannend, braucht aber auch grosse mentale Flexibilität.
Wie gestaltest du deine Karriere erfolgreich in einem grossen, komplexen und hierarchischen Konzern?
Da gibt es sicherlich sehr unterschiedliche Ansätze, die zu dir selbst passen müssen. Was für mich in meiner Zeit im Grosskonzern stimmig war, war ein gutes Netzwerk zu haben und meine Stärken zum Einsatz zu bringen. Viele Rollen heutzutage lassen recht viel Spielraum in der Ausübung zu und das habe ich sehr genutzt, um meine Stärken zum Einsatz zu bringen. Zum Beispiel kann eine “Chief of Staff” Rolle sehr viele organisatorische und administrative Themen abdecken, oder aber eher strategische Aspekte, Kommunikation und Führungsthemen beinhalten. Meine Stärken liegen im letzteren Bereich und so habe ich die Rolle dann auch gelebt.
Meine Botschaft wäre also: Zeige im richtigen Moment Initiative, nutze die Spielräume für dich und sprich in deinem Netzwerk über deine Erfolge!
Du hast auch im Bereich Business Development gearbeitet. Welche Fähigkeiten und Qualitäten sind besonders wichtig für eine erfolgreiche Karriere in diesem Bereich, und wie kann man sie entwickeln?
Es war überraschend für mich, dass ich sehr wenig meines fachlichen MBA-Wissens für diese Position brauchte. Das A und O war Beziehungsaufbau – “People hire People“ und so ist es auch im Business Development. Ganz wichtig ist auch das Verhandlungsgeschick! In Verhandlungen, die “wahren” Bedürfnisse herauszuarbeiten und dann echte Win-Win-Lösungen zu finden, hat mir sehr viel Freude bereitet. Auch das kannst du lernen! Verhandlungstechniken sind dabei für mich aber nur ein Baustein; wichtiger sind Empathie, bedürfnisorientierte Kommunikation, Perspektivenübernahme-Fähigkeit und die Bereitschaft, sich auch auf schwierige Verhandlungspartner:innen einzulassen – Coachings können auf diesem Weg helfen!
Du hast eine beeindruckende Karriere von Business Development über Kommunikation bis hin zu HR gemacht. Was hat diesen Wechsel motiviert und gibt es einen roten Faden, der sich durch deine verschiedenen Stationen zieht?
Freude am persönlichen Wachstum durch Herausforderungen, an der Arbeit mit Menschen und strategischen Konzepten – das ist der rote Faden. Viele Türen haben sich aufgetan, weil auch andere dies in mir gesehen haben (Stichwort: Netzwerk!) und dann musste ich im richtigen Moment den Mut finden, durch diese Türen hindurch zu gehen!
Der Wechsel vom HR (meiner Komfortzone) in das Business Development (meiner Stretchzone) war eine Herausforderung für mich; und ich habe es nie bereut, mich dieser gestellt zu haben. Damit kam einher, dass ich als einzige Frau und jüngstes Mitglied in einem Management-Team an einem Produktionsstandort gearbeitet habe. Da ist es enorm wichtig, sich seiner selbst treu zu bleiben und sich nicht von jedem kleinen Schubser vom Weg abbringen zu lassen. Mir hat ein enger Kreis von Vertrauten sehr geholfen, um immer wieder Kraft zu schöpfen. Und Nachsichtigkeit mit mir selbst: Hinfallen, Aufstehen, Krone richten, Lernen und weiter geht's!
Kannst du Beispiele teilen, wie du erfolgreich deine Stärken in beruflichen Situationen erkannt hast und wie du sie klar und überzeugend verbalisiert hast, um positive Veränderungen in deiner Karriere zu bewirken?
Für mich galt der “Klassiker“: Totale Unwissenheit über meine Stärken! Ich dachte immer, dass was ich kann, kann ja jede:r… gut mit Menschen reden können; das ist keine Stärke, oder!? Es hat mir unglaublich geholfen, mit wohlwollend-kritischen Menschen zusammen zu arbeiten, die mir gespiegelt haben, worin ich wirklich gut bin und auch Worte dafür zu finden, wie z.B. eine enorm hohe Begegnungsqualität oder die Fähigkeit zur Perspektivenübernahme, strategische Kompetenz, “you can read people as sharp as a knife – you can connect dots like no one else.”
Wähle weise, mit wem du um dich umgibst, wäre hier meine Devise und bitte aktiv um Feedback! Später haben mir auch Coachings und Persönlichkeitsprofile geholfen, meine Stärken klarer zu erkennen und zu verbalisieren.
Wie können wir vorgehen, um die Stärken der Teammitglieder zu erkennen und zu nutzen?
Grundlage sind hier aus meiner Sicht drei Dinge: Feedback, Feedback und Feedback. Viele sagen, dass es dafür Vertrauen braucht und umgekehrt behaupte ich; dadurch entsteht aber auch erst Vertrauen! Ergänzend dazu arbeite ich unheimlich gerne mit Profil Dynamics® - ein Persönlichkeitsprofil, das Stärken, Werttreiber, Trigger und Energiebilanz aufzeigt. Das im Team zu nutzen ist unglaublich kraftvoll und schafft ein völlig anderes Miteinander und Verständnis füreinander. Ich hatte da tolle “Aha-Momente“ in Teamentwicklungs-Workshops.
Du hast dich u.a. auf gewaltfreie Kommunikation spezialisiert – was bedeutet das genau?
Der Begriff ist etwas sperrig und deshalb spreche ich manchmal auch über bedürfnisorientierte Kommunikation in diesem Kontext. Ich könnte Stunden darüber sprechen, aber eine wichtige Essenz dieser Philosophie ist, für die eigene emotionale Reaktion verantwortlich zu sein. Wie ich reagiere, ist eine Entscheidung. Es geht viel darum, zwischen echten und “Pseudo“-Emotionen zu unterscheiden und die eigenen Bedürfnisse zu erkennen. In “Clear the air Meetings“ hat sich für mich immer wieder bewahrheitet, dass Konflikte auf der Ebene der Strategien entstehen, Bedürfnisse zu befriedigen; nicht auf der Bedürfnisebene selbst. Im Klartext: Die Konfliktparteien wollen überraschenderweise häufig genau dasselbe, aber haben unterschiedliche Strategien, das erreichen zu wollen. Diese Erkenntnis ist häufig ein “Game-Changer“ und eröffnet einen ganz anderen Lösungsraum!
Welche praktischen Tipps hast du, um gewaltfreie Kommunikation im beruflichen Umfeld anzuwenden?
Es ist eine fantastische Vorgehensweise, um sich auf Feedbackgespräche vorzubereiten; es schafft Klarheit – was sind hier meine Emotionen, wo kommen sie wirklich her, welches meiner Bedürfnisse ist hier gerade nicht befriedigt und was brauche ich eigentlich wirklich? Die vier Schritte, die als Methode angewendet werden sind dabei nicht zentral; die Veränderung der inneren Haltung ist das Entscheidende und kann zu einem Türöffner in eine andere Welt dienen, in der Konflikte etwas Positives sind – nämlich Anlass zur Verbesserung und Beziehungsangeboten! Konflikte anders zu sehen, war für mich persönlich ein enorm wichtiger Schritt, um in der Arbeitswelt freier agieren zu können und ich teile diese Erfahrung einfach unglaublich gern!
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