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Von der KV-Lehrtochter zur Leaderin – über Weiterbildungen, Führungsqualitäten und Netzwerken

In einer Betonproduktfirma begann Laures berufliche Reise mit der Absolvierung einer KV-Lehre. Nach ein paar Jahren Berufserfahrung entschied sie sich, ein Bachelor-Studium in Betriebsökonomie zu absolvieren. Dabei begleitete sie im Teilzeitpensum die Eröffnung eines Altersheimstandortes und baute die Personaladministration auf. Ihre Leistung war so beeindruckend, dass die Geschäftsleitung sie nach erfolgreichem Abschluss des Studiums zum Hauptsitz holte, um den Aufbau eines gruppenweiten Qualitätsmanagements zu leiten – ein Job, der normalerweise von älteren Fachleuten ausgeübt wird, zumindest in unseren Köpfen. Heute leitet sie rund 55 Mitarbeiter:innen bei der Ärztekasse.

Im Blog erfährst du, wie ein Certificate of Advanced Studies (CAS) dir auf deinem Karriereweg helfen kann, warum ein Karriereplan nicht immer notwendig ist und warum du als Führungskraft nicht alle Antworten haben musst. Und vieles mehr.

Wie hat die Entscheidung, eine Lehre als KV-Angestellte zu absolvieren, zu deinem beruflichen Erfolg beigetragen?

Während meiner KV-Lehre konnte ich Einblicke in verschiedene Abteilungen gewinnen. 

Auf persönlicher Ebene half mir diese Erfahrung zu entdecken, wo meine Interessen und Stärken liegen, was für meinen weiteren Weg essentiell war.

Auf beruflicher Ebene bot mir die KV-Lehre die Chance, ein Unternehmen von Grund auf kennenzulernen. Ich bin überzeugt, dass diese Einblicke und Erkenntnisse über das "Funktionieren" einer Organisation wesentlich dazu beigetragen haben, ein besseres Verständnis über die Herausforderungen einer Organisation zu haben – sei es die Schnittstellen zwischen den Abteilungen, der Spagat zwischen operativer und strategischer Ebene sowie die Wichtigkeit über einen strukturierten Informations- und Kommunikationsfluss innerhalb eines Unternehmens.

Du hast verschiedene Certificate of Advanced Studies (CAS) absolviert. Welchen Ratschlag würdest du jemandem geben, der/die darüber nachdenkt, ein CAS zu absolvieren?

Ich empfehle allen die Absolvierung eines CAS, die etwas Neues lernen möchten oder vor einer beruflichen Herausforderung stehen. Die Wahl des CAS spielt dabei eine zentrale Rolle. Es sollte, wenn möglich, zu den aktuellen beruflichen Themen und Herausforderungen passen, denn ein CAS bietet dir die theoretischen Grundlagen zur Praxis. Du lernst neue Aspekte kennen und kannst einen direkten Transfer in die Praxis machen. Des Weiteren bietet dir der Austausch mit den Mitstudierenden eine Horizonterweiterung und neue Erkenntnisse, welche im beruflichen Alltag hilfreich sein können – “können”, weil du diejenige bist, die darüber entscheidet, ob und was du aus einem CAS mitnimmst.

Hattest du schon immer einen Plan/Strategie für deine Karriere oder ist diese Step-by-Step entstanden?

Einen konkreten Karriereplan hatte ich nicht. Ich habe jedoch schon immer mit viel Herzblut und Leidenschaft gearbeitet und hatte jeweils Vorstellungen, wohin mich mein Weg führen soll.

Ich bin der Meinung, dass es wichtig ist, sich Ziele zu setzen – es ist jedoch noch viel wichtiger, den Weg zum Ziel bewusst zu gehen und sich auf Erfahrungen einzulassen, die auch dazu führen können, dass sich das Ziel verändert.

Ich habe in jeder Funktion Neues dazugelernt, das meinen Weg beeinflusst hat und habe mich bewusst auf diese "Richtungsänderungen" eingelassen.

Du warst lange Leiterin Qualitätswesen in der Gesundheitsbranche, eine eher untypische Position für eine junge Frau. Wie kam es dazu?

Ich habe damals in einem Teilzeitpensum neben meinem Studium die Eröffnung eines neuen Altersheim-Betriebes begleitet und die Personaladministration aufgebaut. Nach erfolgreichem Abschluss des Studiums hatte ich die Möglichkeit, als Projektleiterin und Assistentin COO an den Hauptsitz zu wechseln. 

Eines der ersten Projekte, das ich leiten durfte, war der Aufbau eines Qualitätsmanagements. Aus einem Projekt wurde rasch eine Funktion. So durfte ich ein Qualitätsmanagement für das Unternehmen aufbauen und erfolgreich implementieren.

Welche Learnings nimmst du aus dieser Zeit mit und wie beeinflussen sie noch heute deine Herangehensweise in deiner aktuellen Position?

Definierte Prozesse bilden eine wichtige Grundlage für Qualität, effektive Qualität entsteht jedoch bei der Anwendung der Prozesse und somit bei jedem einzelnen Mitarbeitenden. Aus diesem Grund war der Miteinbezug der Mitarbeiter:innen ein wichtiger Erfolgsfaktor. 

Das hat mich gelernt, die Bedürfnisse sowie Stärken der Mitarbeitenden zu erkennen und zu berücksichtigen. 

Ich hatte zudem wichtige Erkenntnisse als Führungskraft. Oft entsteht die Erwartung, dass man als Führungskraft über das beste Fachwissen verfügen muss. In dieser Funktion wurde mir jedoch sehr schnell klar, dass nicht ich über das Fachwissen in den einzelnen Bereichen verfügen muss/kann, sondern meine Aufgabe war es, das Fachwissen systematisch abzuholen und die Fachexpert:innen mit an Board zu holen. 

Fazit: Der Miteinbezug von Mitarbeiter:innen, die Wichtigkeit einer adressatengerechten Kommunikation und das Erkennen von Stärken und Fachwissen sind Learnings, die u.a. in der Führung und in Change-Projekten wichtige Erfolgsfaktoren sind.

Heute bist du im mittleren Management angekommen und führst 54 Mitarbeiter:innen (davon 7 Teamleitungen). Was waren die entscheidenden Meilensteine in deiner Karriere, die es dir ermöglicht haben, relativ jung aufzusteigen?

Die wohl wichtigsten Meilensteine waren der Aufbau des Qualitätsmanagements und gleichzeitig die Begleitung der Geschäftsleitung. Als ich beide Funktionen inne hatte, wurde mir der Spagat zwischen strategischer und operativer Ebene sowie dessen Herausforderung und somit Wichtigkeit bewusst. 

Ich habe schnell gemerkt, dass ich mich sowohl in strategischen, als auch in operativen Themen wohl fühle und es mir gelingt, Menschen zu begeistern und zu begleiten. 

Im Rahmen des Aufbaus und der Implementierung eines Qualitätsmanagements konnte ich zudem wichtige Erfahrungen im Bereich Führung und Change sammeln. Diese Erfahrungen geknüpft mit meinen persönlichen Fähigkeiten und meiner Leidenschaft haben es mir ermöglicht, relativ jung aufzusteigen.

Wie bist du als neue Führungsperson erfolgreich von den operativen Aufgaben weggekommen und hast deine strategischen Fähigkeiten entwickelt? Kannst du konkrete Schritte oder Methoden teilen, die dabei besonders hilfreich waren?

Ich bin bislang nie ganz von den operativen Aufgaben weggekommen. Das hat unterschiedliche Gründe. Ich bin jedoch der Meinung, dass eine klare Abgrenzung zwischen operativen und strategischen Aufgaben nicht immer möglich und sinnvoll ist. Es ist aus meiner Sicht wichtig, den richtigen Fokus zu erkennen, welcher sich je nach Situation oder Phase verändern kann. Grundsätzlich fördere ich die Befähigung der Mitarbeiter:innen und das vertrauensvolle Arbeitsverhältnis. 

Das ermöglicht mir, wo immer sinnvoll und nötig, mich von operativen Aufgaben abzugrenzen, um mich auf strategische Themen zu fokussieren.

Welche Herausforderungen hast du als junge Führungskraft mit grosser Verantwortung erlebt und wie bist du damit umgegangen?

Ich war auf meinem beruflichen Weg sehr früh mit mir unbekannten Situationen konfrontiert, in welchen ich mir innert kürzester Zeit viel Wissen aneignen und mich Neuem aussetzen musste. Ich habe auf diesem Weg viele "Fehler" gemacht – wobei ich diese lieber als Erfahrungen bezeichne – aus welchen ich wichtige Learnings mitnehmen durfte. Es braucht aus meiner Sicht viel Neugier, Wissensbegierde, aber auch etwas Mut. Wichtig dabei ist es, sich auf diese neuen Herausforderungen einzulassen, zu reflektieren und aus den Erfahrungen zu lernen. Und sich nie entmutigen zu lassen, wenn mal ein Plan nicht wie ursprünglich gedacht aufgeht.

Welche persönlichen Werte leiten dich in deiner Führungsrolle, und wie integrierst du sie in deine Entscheidungen und dein Team-Management?

Mir sind Werte wie Eigenverantwortung, Respekt, Verbindlichkeit, Vertrauen und Integrität sehr wichtig. Bei Entscheidungen beziehe ich Mitarbeiter:innen wenn immer möglich und sinnvoll mit ein und achte auf eine adressatengerechte und transparente Kommunikation. 

Ich bin fest davon überzeugt, dass das Commitment von Mitarbeiter:innen erhöht werden kann, indem sie miteinbezogen werden, was das Verantwortungsbewusstsein stärkt, und indem Entscheidungen verständlich kommuniziert werden. 

Im Team-Management lege ich grossen Wert auf die Befähigung von Mitarbeiter:innen und die Stärkung von Eigenverantwortung. 

Ich achte zudem auf einen respektvollen Umgang und begegne meinen Mitmenschen auf Augenhöhe. Und ich schaffe Verbindlichkeit, indem ich klare Ziele setze und meine Erwartungen kommuniziere. 

Nicht zuletzt ist mir die Vertrauenskultur wichtig, die ich aktiv fördere, indem ich für Transparenz sorge, Interesse am Menschen zeige und nach dem Motto "walk the talk" handle.

Du bist eine Networking Queen – Wie gelingt es dir, mit Leichtigkeit Gespräche mit jedem und jeder zu beginnen, den du triffst?

Die wichtigste Basis für mich persönlich ist das Interesse und das Zuhören: Mich interessieren Menschen, ihre Herausforderungen und ihre Ansichten. Jeder Mensch hat eine Geschichte und aus jedem Menschen und dessen Erfahrungen kann man lernen. Mit dieser Grundeinstellung gelingt mit der Kontakt mit Menschen und ich lerne aus jedem Gespräch etwas dazu. Es ermöglicht mir, meinen Horizont zu erweitern und mich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln.

Wo können sich Frauen mit dir vernetzen?

Auf LinkedIn.

Über Laure

Laures beruflicher Weg begann mit einer KV-Lerhe in einer Betonproduktfirma. Nach Abschluss der Lehre wechselte sie aufgrund ihrer Zweisprachigkeit (F/D) an den Standort in der Romandie. Schon bald entdeckte Laure ihren Ehrgeiz und ihre Wissensgier, was sie dazu bewegte, sich für die Absolvierung eines zweisprachigen Bachelor-Studiums in Betriebsökonomie an der Haute école de gestion (HEG) in Fribourg zu entscheiden. Gleichzeitig wechselte sie in die Gesundheitsbranche, in der sie in einem Teilzeitpensum die Eröffnung eines Altersheimstandortes begleitete und die Personaladministration aufbaute. Nach Abschluss des Studiums wechselte sie an den Hauptsitz, wo sie ein gruppenweites Qualitätsmanagement implementierte und die Geschäftsleitung begleitete. 

Um ihre Fähigkeiten nicht nur mittels Praxiserfahrung zu erweitern, sondern sich auch die entsprechenden theoretischen Grundlagen anzueignen, absolvierte Laure vier CAS in den Bereichen Change Management, Leadership, Innovation und Qualitätsmanagement – passend zu ihren beruflichen Tätigkeiten. 

Mit einem Rucksack an Erfahrungen in den Bereichen Führung, Change Management sowie im Qualitäts- und Prozessmanagement, wechselte Laure nach rund sieben Jahren im Gesundheitswesen in eine neue Branche als Projektleiterin und HR Business Partner. Mit der Erarbeitung eines Konzeptes für die Einführung eines integrierten Personalmanagements beim führenden Unternehmen für Netzinfrastruktur und Service in der Schweiz erwarb Laure den EMBA in General Management. Nach nur wenigen Jahren zog es sie erneut in die Gesundheitsbranche, wo sie nun dank ihren Führungs- und Change-Erfahrungen sowie ihren methodischen Fähigkeiten als Leiterin Backoffice Region Deutschschweiz die Führung von 7 Teams inne hat und für die schweizweite Harmonisierung und Optimierung der Prozesse ihres Bereiches verantwortlich ist. 

Neben ihren beruflichen Tätigkeiten begleitet Laure als Expertin Student:innen bei der Absolvierung ihrer Masterthesen an der Berner Fachhochschule für Technik und Informatik.